Sternstunden statt Weihnachtsstress
Krippenaufführung, Hausaufgaben, Ballettunterricht und Prüfungen: Die Adventszeit bedeutet für viele Jugendliche Stress statt Ruhe. Das Adventsprojekt „Deine Sternstunde“ der Jugendkirche (JONA) im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen bietet einen Gegenpol zum hektischen Schulalltag. Vom 10. bis 19. Dezember können Jugendliche in Schulklassen oder Firmgruppen in der Jugendkirche für 90 Minuten all den Stress hinter sich lassen und ihre persönliche Sternstunde erleben. Ziel ist es, dass Jugendliche zur Ruhe kommen und sich Zeit für sich nehmen.
Im Advent ankommen
Advent bedeutet Ankommen, erklärt Julia Koik, stellvertretende Leiterin von JONA. Genau bei diesem Projekt könne nun jeder ankommen. „Kreative Auszeit“ nennt sich eine der drei Stationen, für die sich die Jugendlichen entscheiden können. Wer lieber Geschichten lauschen möchte, kann ins Kaminzimmer gehen. In der Krypta können alle anderen eine Traumreise genießen. Begeistert meint Gustav Wagner: „Ich konnte mich erst gar nicht entscheiden, tolle Sache.“ Der 16-jährige Schüler ist mit seinen Mitschülern am Donnerstag, 13. Dezember, bei der Sternstundenaktion dabei.
In der Station „kreative Auszeit“ wird gebastelt. Dort werden kahle Bilderrahmen zu individuellen Ratgebern. Die Jugendlichen schreiben ihre persönlichen Entspannungstipps auf einzelne Zettel und klemmen diese jeweils in den leeren Bilderrahmen. Das Basteln und Malen hilft beim Abschalten. „Auszeiten sind wichtig, nur so kann man für Weihnachten und Gott offen werden“, betont die Jugendbildungsreferentin Janine Witter. Das JONA-Team will Advent und Weihnachten nicht im Frontalunterricht erklären. Vielmehr wollen sie den Jugendlichen 90 Minuten Auszeit bereiten. Sie sollen selbst reflektieren, was Advent für sie bedeutet. Gustavs Mitschülerin Julia Reinartz (16) freut sich: „Ich finde das Projekt toll. Die Schule ist zur Zeit sehr stressig, ich habe gestern erst noch eine Prüfung geschrieben. Das ist jetzt eine gute Abwechslung.“
„Die Traumreise war so entspannend, dass ich fast eingeschlafen bin, das war ein super Ausgleich zur Schule.“
Nina Huuben (17)
Zwischen Wachsein und Schlafen: Das Licht ist gedämmt und der Raum angenehm warm. In der Krypta der Kirche können die Schüler eine Traumreise genießen. Mit Matten, Decken und flauschigen Kissen ist der Boden ausgelegt. Vor dem Fenster stehen Kerzen und im Hintergrund läuft leise eine ruhige Musik. Schnell kuscheln sich die Jugendlichen in ihre Decken und machen es sich bequem. Jugendpfarrer Werner Otto, Leiter der Jugendkirche, führt Jugendliche mit autogenem Training durch die Traumreise. Die Übungen kann jeder nachmachen, denn wichtig ist, dass jede Station den Jugendlichen konkrete Ideen zum Entspannen an die Hand gibt.
„Die Kinder kommen total runter und das entspannt mich selbst dann auch. Es macht so viel Spaß.“
Frank Kienast (Jugendreferent)
Das Zimmer hinter der Sakristei präsentiert sich als kuscheliges Kaminzimmer. Zwischen Sitzsäcken und Sofas lodert ein kleines Kaminfeuer. In der Mitte sitzt Jugendbildungsreferent Frank Kienast. Er liest den Jugendlichen Geschichten und Weihnachtsanekdoten vor. Der Duft von Zimt und Keksen liegt in der Luft. Die Jugendlichen können es sich bei Punsch und Weihnachtsplätzchen gemütlich machen. Frank Kienast möchte den Jugendlichen beim Vorlesen eine Tür aufstoßen, eine Tür in Richtung Auszeit. „Entspannen und Abschalten kann wirklich Wunder wirken. Jugendliche müssen das Entspannen lernen“, sagt Frank Kienast. Mit dem Adventsprojekt „Deine Sternstunde“ könne er Jugendliche an diese Auszeit im Advent heranführen – mit Erfolg: „Ich habe das Gefühl, dass Advent immer mehr an Bedeutung verliert, aber hier kommt gerade die Stimmung richtig gut auf“, sagt Gustav Wagner.