Bunte Vielfalt statt verordnete Einfalt
Hessen wählt buntgemustert statt kleinkariert: Unter diesem Motto meldet sich das Frankfurter Römerbergbündnis vor der Landtagswahl zu Wort. Das Bild stehe für „lebendige Vielfalt statt verordnete Einfalt“ erklärte Stadtdekan Johannes zu Eltz bei der Vorstellung der Aktion am Montag, 15. Oktober. Zwei Wochen lang werden an fünf Brücken in der Stadt Banner dafür werben, „Parteien zu wählen, die in ihrem Programm ein Stück Menschlichkeit präsentieren“, so der evangelische Stadtdekan Achim Knecht. Es gelte zu verhindern, dass Rechtsradikale, die sich in der AFD organisierten, die gesellschaftliche Mitte erreichten, betonte Philip Jacks, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Frankfurt.
Die Stadt müsse geschützt werden vor dem, was andernorts im Sinne von Ausgrenzung bereits stattfinde, unterstrich in einem Grußwort Oberbürgermeister Peter Feldmann, der die Aktion ausdrücklich begrüßte. Seine Einschätzung, es sei salonfähig geworden, diskriminierend zu denken, bestätigte Jennifer Marställer, Direktorin der Jüdischen Gemeinde, die von zunehmenden Anfeindungen per Post und per Telefon berichtete. „Die Hemmschwelle ist gewaltig gesunken“, sagte sie. Hessen stehe für Weltoffenheit: Um weiterhin stolz und fröhlich sein zu können, hier zu leben, müsse jeglicher Fremdenfeindlichkeit eine Absage erteilt werden, forderte sie. Einen dringenden Appell, sich zu informieren und zu beteiligen, formulierte die Vorsitzende des Frankfurter Jugendrings, Vanessa Lehr. Frankfurt sei multikulturell und offen: „Das leben wir auch im Jugendring.“
Das Römerbergbündnis positioniere sich für gesellschaftliche Vielfalt und gegen das Schüren von Hetze und Hass, sagte Achim Knecht und zitierte aus der Friedenspreisverleihung das Wort von der „inklusiven Solidarität“. Ereignisse wie die in Chemnitz machten deutlich, dass Demokratie immer verteidigt werden müsse. Dem schloss sich auch Stadtdekan zu Eltz an: So sei die Weimarer Republik auch an ihren unentschlossenen Befürwortern zugrunde gegangen, die sich „ihr Dafür-Sein nichts kosten lassen wollten“. Seine eigene katholische Kirche, räumte zu Eltz selbstkritisch ein, habe erst in einem langen Prozess den Wert von Vielfalt lernen müssen. Die Vorkommnisse rund um Pater Ansgar Wucherpfennig zeigten, „dass ein Rückfall in autoritäre Muster immer möglich ist“. Aus diesem Grund sei es geboten, nicht „mit geblähter Brust“, sondern im Wissen um die eigene Schwäche und Gefährdung aufzutreten.
Das Frankfurter Römerbergbündnis ist ein Zusammenschluss von Katholischer Kirche, Evangelischer Kirche, Jüdischer Gemeinde, DGB und Frankfurter Jugendring. Es wurde 1978 gegründet mit dem Ziel, auf breiter Ebene Widerstand zu leisten gegen Versuche der NPD und anderer Rechtsextremer, in Frankfurt Fuß zu fassen.