Klerikalistische Strukturen kritisch beleuchten
„Um Machtmissbrauch in der katholischen Kirche zukünftig zu verhindern, müssen auch die klerikalistischen Strukturen der katholischen Kirche zur Disposition gestellt werden“: Das fordern die Stadtversammlung der Frankfurter Katholiken und der katholische Stadtsynodalrat in einer Stellungnahme zur MHG-Studie und zur bisherigen Verweigerung des „Nihil obstat“ für P. Ansgar Wucherpfennig SJ. Dazu gehörten auch „mögliche Änderungen hinsichtlich Pflicht-Zölibat, Frauen im Diakonat und auch Priesteramt“, heißt es in der am 19. Oktober veröffentlichten gemeinsamen Erklärung. Die gewählte Vertretung der Katholiken schließt sich in diesem Zusammenhang vorbehaltlos der eindeutigen Positionierung von Bischof Georg Bätzing, dem Provinzial der Jesuiten, Pater Johannes Siebner SJ, und Stadtdekan Johannes zu Eltz an, die Wucherpfennig uneingeschränkt stützten.
Wie die Missbrauchs-Studie deutlich gemacht habe, werde das „unvorstellbare und zutiefst schockierende Ausmaß des sexuellen Missbrauchs“ in der katholischen Kirche durch die hierarchischen, autoritär-klerikalen Strukturen begünstigt. Daher müsse die Aufarbeitung gerade im Respekt vor den Opfern über Maßnahmen zur Prävention, Entschädigung und Sanktion hinausgehen. Auch die Einstellung der katholischen Kirche zur Sexualität allgemein und der Homosexualität im Besonderen müsse endlich kritisch, ergebnisoffen und transparent diskutiert werden.
„Fassungslos stellen wir fest, dass die katholische Kirche trotz des heute vorliegenden Wissens, diese Diskussion, die existentiell für unsere Kirche ist, noch immer zögerlich und voller Vorbehalte führt und damit alte Machtstrukturen schützt“, so die Stadtversammlung und der Stadtsynodalrat. Es sei nicht hinnehmbar, dass Menschen wie Pater Wucherpfennig in der katholischen Kirche Nachteile oder gar Repressalien fürchten müssten, wenn sie sich mit den verschiedenen Lebenssituationen und Lebenswirklichkeiten insbesondere von jungen Leuten und Minderheiten auseinandersetzten.
Nur wenn die katholische Kirche bereit sei, die gewonnenen Erkenntnisse über die kirchlichen Missstände umzusetzen und klerikalistische Strukturen kritisch zu beleuchten und konkret zu verändern, könne sie Glaubwürdigkeit zurückgewinnen, heißt es in dem Text abschließend.