Stadtdekan: Katholiken könnten Homosexuelle segnen
Bei Segnungen homosexueller Paare könnte die katholische Kirche nach den Worten des Frankfurter Stadtdekans
Johannes zu Eltz Positionen der evangelischen Kirche übernehmen. Für «Partnerschaften, die nach sakramentalem Verständnis keine Ehe sind, kann man das evangelische Verständnis anwenden», sagte er am Donnerstagabend, 8. März, in Frankfurt während einer Diskussionsveranstaltung über die «Ehe für alle», zu der die «Evangelische
Sonntags-Zeitung», die Evangelische Stadtakademie und das katholische Bildungszentrum Haus am Dom eingeladen hatten.
Nach evangelischem Verständnis verheirate man Paare überhaupt nicht, erläuterte Annegret Puttkammer, die Pröpstin für Nord-Nassau der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Das mache die Standesbeamtin. «Wir segnen zwei, die sich lieben», sagte Puttkammer. Das sei nicht allein auf Verbindungen zwischen Mann und Frau begrenzt.
Der Ehebegriff nach katholischem Verständnis umfasse erstens das Wohl der Gatten und zweitens die prinzipielle Möglichkeit, Kinder zu zeugen, sagte zu Eltz. Daher könne sich die katholische Kirche die Bezeichnung «Ehe» für gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht vorstellen. «Aber der Umkehrschluss, dass alles, was diesem Verständnis nicht entspricht, des Teufels und böse ist, ist nicht biblisch», betonte er und wiederholte seine Forderung, dass seine
Kirche Segnungen homosexueller Paare zulassen solle. Katholische Priester dürften das jedoch nur tun, wenn die Bischöfe das erlaubten. Dieser Weg sei der «Kern des Katholischen».
Zu Eltz und Puttkammer wiesen Kritik zurück, wonach ihre Haltungen den Worten Jesu und des Apostels Paulus widersprächen. Von Jesus sei ihm keine einzige Aussage zu Homosexualität bekannt, sagte der katholische Stadtdekan. Paulus hingegen habe gleichgeschlechtliche Liebe zwar als wider die Natur bezeichnet, erwiderte die Pröpstin, aber gemeint habe er damit, dass sie wider die Kultur seien. Denn immerhin habe der Apostel ja auch gesagt, es sei unnatürlich, wenn Männer sich die Haare schnitten.
Beide sprachen sich auch dagegen aus, die «Ehe für alle» für mehr als zwei Partner oder für Verbindungen zwischen Bruder und Schwester oder zwischen Mensch und Tier zu öffnen. Niemand fordere solche Öffnungen ernsthaft, zudem wäre das ein Verstoß gegen geltendes Recht, sagte zu Eltz.
Die Gesprächspartner hatten sich in der Reihe "Zweifeln erlaubt" zu einem offenen Publikumsdialog bereitgefunden. Fragen konnten vorab über soziale Medien, am Abend anonym auf Zetteln oder direkt als Debattenbeiträge geäußert werden. Etwa 60 Gäste waren der Einladung gefolgt, jeweils rund die Hälfte bekannte sich als Katholiken oder Ptotestanten. Stadtdekan zu Eltz erntete viel Beifall für seinen Vorschlag einer Segensfeier für gleichgeschlechtliche Paare, der aber auch für Geschiedene gelten sollte, die vor dem Standesamt eine neue Ehe eingehen, oder für Paare, die sich nicht reif für das katholische Ehesakrament fühlen. Seinen Vorschlag hatte er Ende Januar dem Frankfurter Stadtkirchenforum, einem Zusammenschluss zur Entwicklung von Reformschritten auf lokaler Ebene, unterbreitet. er soll jetzt mit der Bistumsleitung und in der Deutschen Bischofskonferenz beraten werden. Es gab in der Diskussion aber auch kritische Stimmen, die sich vor Allem mit der evangelischen Position befassten, keinen Unterschied zwischen der Ehe für Mann und Frau und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften zu machen. (epd/dw)