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„Wir brauchen Phantasie und Toleranz“

Direktor des Deutschen Architekturmuseums spricht über das Bauen der Zukunft
„Wir brauchen Phantasie und Toleranz“
„Wir brauchen Phantasie und Toleranz“
„Alles ist Architektur“ – unter diesem Titel sprach Peter Cachola Schmal im Haus am Dom. © A. Zegelman / Bistum Limburg

Über den Aschermittwoch der Künstler

Der Brauch des Aschermittwochs für Künstler geht auf den französischen Schriftsteller Paul Claudel (1868-1955) zurück. Er dient dazu, den Blick auf die Künstler zu lenken und sie mit Kirche und Gesellschaft ins Gespräch zu bringen. Ein mit Claudel befreundeter Kölner Stadtdechant hatte die Idee nach dem Zweiten Weltkrieg aufgegriffen und sie erstmals 1950 also vor über 70 Jahren von Paris nach Köln gebracht. Im Bistum Limburg wurde der Aschermittwoch der Künstler bereits zum 63. Mal gefeiert, zum 16. Mal im Haus am Dom.

Der Direktor des Deutschen Architekturmuseums sprach sich dafür aus, in die Jahre gekommene Sozialwohnungen nicht abzureißen, sondern durch clevere Ideen so zu sanieren, dass sie mehr Lebensraum und –qualität bieten. In einem Projekt in einem Vorort von Bordeaux, von dem er Bilder zeigte, wurde eine Art Balkon vor einen Wohnblock gesetzt, mit Glas und Vorhängen verkleidet, die die Wärme zurückhalten. Für diese Idee erhielt das französische Architektenduo Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal 2021 den renommierten Prizker-Preis. „Die Miete wurde leicht erhöht, die Energiekosten sind gesunken und jeder würde dort gerne einziehen“, sagte Schmal, der in der Jury sitzt. Eine Idee, die auch das Juridicum in Bockenheim retten könnte? „Fest steht: So könnte man hunderte von Wohnungen in Bockenheim schaffen, die dringend gebraucht würden“, sagte er. „Ich spreche mich dafür aus, dass vor jedem geplanten Abriss erstmal analysiert wird, was sonst möglich ist.“

Um Raum generell besser zu nutzen, seien künftig einfach andere Konzepte gefragt– zum Beispiel gemeinsam genutzte Flächen. Schulen, in denen Nachmittags und am Wochenende anderes stattfindet, Parks, in denen Sportflächen vorrangig für Sportunterricht, aber auch von anderen Gruppen genutzt werden. Gefragt seien Phantasie und Toleranz auf Seiten der Bauträger, um mehr möglich zu machen.

Warum können wir keine Plätze?

Etwas, das in Frankfurt auffallend sei, so eine Anmerkung aus dem Publikum, sei, dass öffentlicher Raum, vor allem Plätze, nicht gut genutzt würden. „Woran es liegt, dass wir keine Plätze können, habe ich mich auch schon oft gefragt“, antwortete Schmal. „Ich glaube, es hängt damit zusammen, dass wir nie einen repräsentativen Anstrich hatten. Städte mit Königen und Fürsten haben repräsentative Ideen; hier hingegen haben Händlerfamilien geherrscht, die lieber eine Uni gegründet haben, eine Messe, einen Zoo. Plätze waren nicht so gefragt.“

Woran es liegt, dass in Frankfurt beim Thema Bauen in der vergangenen Dekade gefühlt wenig vorwärts gegangen ist? „Früher hat die Oberbürgermeisterin Dinge zur Chefsache gemacht und vorangetrieben, dann passierte zehn Jahre nicht. Der Druck fehlte, Bau voranzubringen. Es gibt sehr viele Partikularinteressen. Entscheidungen müssen schneller getroffen und dann durchgezogen werden.“ Prof. Joachim Valentin, Direktor des Hauses am Dom, moderierte die Veranstaltung und fasste zusammen: „Gute Ideen müssten gebündelt und zentral durchgeführt werden.“ Unter einem neuen Oberbürgermeister oder einer neuen Oberbürgermeisterin gibt es dafür zumindest wieder Hoffnung.

Der Aschermittwoch der Künstler mit Vortrag von Peter Cachola Schmal wurde gestreamt und kann hier als Video angeschaut werden.

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