Ein klares Nein zu Rechtsextremismus
Über das Forum Arbeit
Der Sozialpolitische Arbeitskreis im Bistum Limburg führt die gesellschaftspolitischen Akteure im Bistum Limburg zusammen und berät die Bistumsleitung. Das Forum Arbeit ist eine zweijährliche Veranstaltung des Arbeitskreises und greift aktuelle Themen aus der Arbeitswelt der Menschen auf und berät, wie die katholische Kirche im Bistum Limburg sich hier einsetzen kann. Eröffnet wurde es von Jörg Klärner (Vorsitzender des Sozialpolitischen Arbeitskreises und Direktor des Diözesancaritasverbandes) und Maria Horsel (Leiterin der Region an der Lahn) - beide hatten zum Forum Arbeit nach Dillenburg eingeladen.
„Wir überlassen Euch unser Land nicht!“ - so lässt sich die einhellige Meinung der mehr als 70 Teilnehmenden beim Forum Arbeit in Dillenburg am Dienstag, 3. September, zusammenfassen. Haupt- und Ehrenamtliche aus katholischen und evangelischen Kontexten kamen im Pfarrsaal der Pfarrei „Zum Guten Hirten an der Dill“ zusammen, um über den wachsenden Rechtsextremismus in Betrieben und der Gesellschaft zu sprechen. Neben Expertinnen und Experten von Gewerkschaften und Kirchen nahm auch der Limburger Bischof Georg Bätzing teil. Er zeigte sich beeindruckt von den Zeugnisse und Beiträgen. Insbesondere den Menschen mit Migrationshintergrund, die ihre Erfahrungen mit Alltagsrassismus schilderten, sprach er seinen Respekt und seine Solidarität aus. Noch einmal bekräftigte er das „Nein“ der deutschen Bischöfe zu Völkischem Nationalismus, der mit den christlichen Werten nicht vereinbar sei. Er setzt auf Kooperation aller Demokratinnen und Demokraten: „Früher lebten wir in Milieus, heute bewegen wir uns in Blasen – ob in Kirchengemeinden oder im Freundeskreis – wir brauchen in unserer Situation der Angst und Hetze Bündnisse des Vertrauens gegen den Rechtsruck in Deutschland und Europa! Wir überlassen Euch unser Land und unsere Werte nicht.“
"Lasst mich doch glücklich sein!"
Anna Lena Metz, Sekretärin beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), erzählte aus Ihrer Antirassismusarbeit in Eisenach (Thüringen). Die Gewerkschafterin zeigte auf, wie immer mehr gewaltbereite, rechte Menschen sich in Thüringen organisieren und rassistisches Handeln zur neuen Normalität erklärt wird: „Wir werden als Feindbild der Rechten markiert und erfahren konkrete Bedrohungen, mein Haus wurde mit einem Faschospruch besprüht und an meinem Fahrrad, auf dem ein fetter AFD-Nein-Aufkleber klebte, wurden die Reifen zerschnitten!“ Daniel Müller, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Herborn-Betzdorf, bestätigte diese Verrohung des gesellschaftlichen Klimas und das Aufkommen rassistischer Vorurteile, auch in den Betrieben. „Wir dürfen nicht warten, bis der Schneeball zu einer Lawine wird", warnte er. "Das Grundrecht auf Asyl ist in Gefahr, wenn die Ampelregierung sich zur Erfüllungsgehilfin der AFD aufschwingt!“
Persönliche Erfahrungen mit Alltagsrassismus teilten Menschen mit Migrationshintergrund, die im Lahn-Dill-Kreis leben. Janal Ünal, Spätaussiedlerin aus Kasachstan und kopftuchtragende Muslima, die seit rund 30 Jahren in Deutschland lebt, sagte: „Ich bin immer wieder diesen abwertenden Blicken ausgesetzt! Als ich noch weitere Kleidung trug wurde ich sogar einmal gefragt: Hast Du Sprengstoff unter Deinem Gewand versteckt?“. Mahyadin Abdilahi Abdi ist vor zwölf Jahren als Jugendlicher aus Somalia nach Deutschland geflüchtet und arbeitet als Erzieher in einem Krankenhaus in der Region: „Ich möchte akzeptiert werden, wie ich bin! Immer wieder ecke ich an wegen meiner Hautfarbe. Und die Deutschen haben es schwer damit, dass ich so fröhlich bin – ja, ganz einfach – ich lache gern. Lasst mich doch glücklich sein!“ Hafez Kouja Makhoul ist Geflüchteter aus Syrien und jetzt in der Altenpflege aktiv. Er stellte klar, wie sehr Deutschland auf Migration angewiesen ist: “Wenn ihr uns alle raushaben wollt, wer pflegt denn dann eure Großeltern?“
Sind wir wirklich offen für Vielfalt?
Matthias Blöser, Referent in der Evangelischen Kirche zur Demokratieförderung sieht in den Kirchen einen wichtigen Akteur in der Demokratieförderung: einerseits, selbstkritisch auf problematische Positionen innerhalb der Kirchen zu schauen und anderseits innerhalb zivilgesellschaftlicher Bündnisse gegen rechtsaussen zu organisieren: „Sind wir wirklich offen für die gesellschaftliche Vielfalt? Haben People of Color Platz in unseren Kirchen?" Als Wertegemeinschaft sind laut Blöser die Kirchen wichtiger Akteur für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, der ein klares Nein gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit beinhaltet.
Text: Thomas Wagner