FRANKFURT

Ausstellungen zu Ehrengast-Ländern der Frankfurter Buchmesse

Seit 2013 finden im Haus am Dom zur Frankfurter Buchmesse Gastlandausstellungen statt. Die Kunstschauen begleiten den Auftritt des jeweiligen Ehrengastes und bieten zugleich eine andere, neue Perspektive, die den Blick weitet. Eine Übersicht mit Rückblick.

2025: Philippinen

Der Begriff Pasyon bezeichnet eine religiöse Reimdichtung, die seit dem 17. Jahrhundert in mehreren philippinischen Sprachen verbreitet ist und das Leben, das Opfer und den Tod Jesu Christi besingt. Die von Patrick Flores und DM Reyes kuratierte Ausstellung Philippine Pasyon: History, Form, Practice zeigt Seiten aus fünf Pasyon-Werken, die Einblicke in Poesie und Übersetzung sowie Grafikdesign, Drucktechnik und Illustration der Texte geben. Am Anfang dieses gemeinschaftlichen Brauchs stand das Wort, welches nach und nach vertont wurde und sich zu einem rituellen Theaterstück mit symbolischer Handlung entwickelte. Der Text blieb jenseits der kirchlich vorgeschriebenen Riten in einer traditionellen Überlieferung als beispielhafte Erzählung, einer Pabása, bestehen. Gemeint ist eine öffentliche Lesung der Pasyon als musikalische Totenwache, die am Karfreitag ihren Höhepunkt fand, wenn die Prozession des Santo Entierro (des Leichnam Christi) und der Virgen de la Soledad (der Schmerzensmutter) vorbeizog. Dieser jahrhundertealte Ritus aus sakraler Dichtung und Inszenierung ist von einer elegischen Stimmung geprägt und wird auch heute noch von gläubigen Filipinos gepflegt. Im 21. Jahrhundert wird er in vielen philippinischen Dörfern, Städten und Gemeinden während der Karwoche gesungen. Darüber hinaus drangen die Verse über das Leiden Christi als koloniale Erzählung auch in die fernsten Winkel des Archipels vor. Etwa 130 Jahre nach der spanischen Eroberung von 1521 adaptierten einheimische Konvertiten im 17. Jahrhundert die heilige Geschichte und schufen die Pasyon, um ihren eigenen Empfindungen und Sehnsüchten Ausdruck zu verleihen. Die erste Pasyon, die aus einer poetischen Abwandlung des Tagalog hervorging, begann als Übersetzung eines langen Gebets für Sterbende. Durch die Verse der Pasyon stellte die unterdrückte Bevölkerung eine Verbundenheit zu den Leiden Christi her und ihr Streben nach Freiheit führte 1898 zur Gründung der ersten Republik Asiens.

AUSSTELLUNG
11.10.– 4.12.2025

Pasyon of the Philippines
Tradierte Texte und
gelebte Traditionen
zur Leidensgeschichte
Jesu

Vernissage
Fr 10. Oktober 2025, 18-20 Uhr
u. a. mit Lisa Straßberger, Patrick Flores, Corazon Alvina und Marie Yvette L Banzon Abalos, Generalkonsulin der Philippinen (Veranstaltung überwiegend in englischer Sprache)

Download

Rückblick

Seit 2013 finden im Haus am Dom zur Buchmesse Gastlandausstellungen statt. Die Kunstschauen begleiten den Auftritt des jeweiligen Gastlandes und bieten zugleich eine andere, neue Perspektive, die den Blick weitet.

Die Gastlandausstellungen - von der aktuellsten zurück bis zu den Anfängen:

2024 pausierte die Gastland-Ausstellung. Gastland der Buchmesse war in diesem Jahr Italien.

Ausstellung „Die literarischen Reisen der Alma M. Karlin

„Ich bin vielleicht 100 Jahre zu früh geboren“ bemerkte Alma Karlin gegen Ende ihres ungewöhnlichen Lebens.

Sie bereiste als junge Frau acht Jahre lang allein die Welt und wurde in den frühen 30er Jahren zum Star der deutschsprachigen Reiseliteratur. Sie hielt ihre Eindrücke und Erfahrungen in zahlreichen, weitverbreiteten Romanen und Zeitungsartikeln fest. Ihr Ruhm verebbte nach dem 2. Weltkrieg. Ihre Bücher zeigen sie weltoffen und zeitgebunden.

Es ist an uns Betrachter:innen, zu schauen, ob sie mit ihrem Freiheitsdrang, ihrer Selbständigkeit, ihrer Vorstellung vom Frausein, ihrem weit ausgreifenden, weltumspannenden Interesse an anderen Kulturen, ihrer Lust am unabhängigen Schreiben und Berichten heute besser leben könnte, und zwar nicht nur als junge, alleinreisende Frau auf einer kräftezehrenden Weltreise, sondern auch besser nach ihrer Rückkehr in eine Heimat unter NS-Besatzung, später unter kommunistischem Regime. Käme sie jetzt in ein Europa für freie Denkerinnen, widerständig gegen ideologische Einschnürungen, unkonventionell, tolerant und kommunikativ? Würde sie die Zeitgebundenheit mancher eigener Einstellungen erkennen, sich distanzieren oder sie bestätigt finden?

Barbara Trnovec hat Alma Karlins Leben erforscht. Die-endlose-Reise-der-Alma-M.-Karlin-Praesentation.pdf

Wir verdanken die Ausstellung der Kooperation von drei slowenischen Museen, Kurator ist der Direktor des Regionalmuseums Celje, Stane Rozman.

Download

Kundig ausgewählte Literatur und typische Tapas aus den Regionen Spaniens: TURESPAÑA Frankfurt lädt ein, die Schönheiten des Ehrengastlands der Frankfurter Buchmesse 2022 zu erkunden.

Download

Coastal Conversations präsentiert eine Auswahl von Kunstwerken, die bei einer Schiffsreise entlang der Kanadischen Pazifikküste entstanden sind. Diese Reise an der Westküste gehört zur großen Expedition Canada durch die Arktis anlässlich des 150. Jahrestags der Konföderation im Jahr 2017. Die Kunstwerke, Fotografien, Videos, Musikstücke und wissenschaftlichen Projekte sind inspiriert von den sich immer weiter entwickelnden Landschaften Kanadas, von Natur und Kultur genauso wie vom intensiven Austausch zwischen indigenen und nicht-indigenen Völkern. Weitere Informationen zur Ausstellung:

soifoundation.org/en/bfp/bfp-coastal-conversation/

Ali Doranis Bilder sind Dokumentation und Kommentar zu seinem mehrjährigen Aufent halt im australischen Flüchtlingslager auf Manus Island. Sie bleiben Anklage und
Aufforderung zum Handeln. Als das Boot, das ihn nach Australien bringen sollte, sank und er aus dem Ozean gerettet wurde, nahm er den Namen EATEN FISH an, später sein Künstlername.

Download

Aus den Reiseeindrücken von zwölf deutschen und georgischen Autorinnen und Autoren in verschiedenen Regionen Georgiens, den Mythen und Landschaften, der uralten Schrift entstanden Collagen von JULIA B. NOWIKOWA.

Download

In der fast 180-jährigen Ge­schichte des Comic kommen die Heldenrollen hauptsächlich männlichen Figuren zu, weibliche Charaktere sind weit weniger präsent und mit Rollen­klischees behaftet: die Frau als Begleiterin des Helden, die ihn unterstützt oder ge­sund­pflegt. Deswegen haben das Festival Lyon BD und der Dreh­buchautor JC Deveney mehr als 20 Comic-Autoren und Auto­rin­nen eingeladen, sich mit den Geschlechterrollen im Comic auseinanderzusetzen, die Rollenverhältnisse umzukehren und bekannte Comic-Helden in Heldinnen umzuwandeln: Tintin wird zu Tintine, Lucky Luke zu Lucky Lucy ...
Die Ausstellung "Héro(ïne)s/Held(inn)en" wurde im Haus am Dom, Domplatz 3, vom 9. Oktober bis zum 12. November 2017 gezeigt. Die Vernissage fand am Sonntag, 8. Oktober, 19:00 Uhr statt.  

Download

Die Ausstellung erkundete Übergänge: vom Begriff zum Klang, vom Gesichtsausdruck zur Mitteilung, vom Umgangston zur Sprechblase, vom Buchstaben zum Bild, vom Missverständnis zum Verstehen. Joost Swarte und Randall Casaer sprengten im Überblick über die eigenwillige, künstlerisch ausdrucksstarke und deswegen international anerkannte Comic- und Graphic-Novel-Szene in Flandern und den Niederlanden etablierte Erwartungen auf. Sie produzierten ein Zeitungs-Projekt „in progress“ mit dem Titel PARADE, frisch von der Buchmesse ins Haus am Dom. Sound Poetry präsentierte sich dazu als atemberaubende Neu- und Umgestaltung des gewohnten
Wortklangs, irritierend und zugleich Freiräume schaffend. Jaap Blonks von DADA inspirierten Notate und Videos hoben diesen Prozess als visuelle Poesie ins Bild.

Download

ARAHMAIANI ist eine international beachtete Künstlerin, die mit ihren Arbeiten das Thema Gewaltfreiheit sowohl in Indonesien als auch global thematisiert. Geprägt durch die brutalen Unterdrückungsmethoden der früheren Militärdiktatur Indonesiens sowie durch die aggressive kulturpolitische Einmischung radikal-islamischer Gruppen in ihrer Heimat tritt sie mit großer spiritueller Tiefe ein für interkulturellen und interreligiösen Dialog, die Rechte von Frauen, von Minderheiten sowie von ökonomisch und sozial marginalisierten Gruppen.

Neue Perspektiven eröffnen auf die Welt, die wir zu kennen glauben – darum geht es  der finnischen Künstlerin Rosa Liksom mit ihren Burka-Bildern. Seit 2005 hat sie in finnischen Landschaften Frauen in blauen afghanischen Burkas fotografiert. Die Natur des Nordens mit tief verschleierten Frauen zu kombinieren, löse Gefühle, Gedanken und Fragen aus, erklärt Liksom ihre Absicht. 

Download

Das Haus am Dom zeigt erstmalig in Europa die brasilianischen Bilder des argentinischen Fotografen Gustavo Germano. Seine Aufnahmen bilden in unausweichlicher Schärfe das Vorher und Nach her einer Schreckensherrschaft und die Spuren jahrzehntelanger Ungewissheit in den Gesichtern der Angehörigen ab.

Zum Anfang der Seite springen