Dr. Christiane Florin - "Eine Prophetin dieser Zeit"
Dr. Christiane Florin erhält den Dirks-Preis 2023. „Damit ehrt die Dirks-Jury diese streitbare Christin, die über viele Jahre kreativ, investigativ, mit Humor und Ironie und viel Herzensengagement für Frauenrechte in der Kirche stritt, schrieb und schreibt; die in ihrer journalistischen Arbeit immer kirchenkritisch wie kirchenloyal für Christenrechte in Kirche und Gesellschaft agierte und textet“, heißt es in der Begründung der unabhängigen Jury. Christiane Florin sei eine scharfe Kritikerin der kirchlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse: „Scharfsinnig in ihrem Urteil, unabhängig und der Wahrheit verpflichtet in der Analyse, gehört sie zu den mutigen Publizistinnen unserer Tage, eine kleine Prophetin dieser Zeit. In Folge des Missbrauchsskandals war und ist sie als kritische Aufklärerin eine zentrale und wichtige öffentliche Person, die nötige Reformen in der katholischen Kirche anmahnt.“
Der Preis wird von der Katholischen Akademie Rabanus Maurus und dem Verein Haus der Volksarbeit vergeben. Die Preisverleihung ist eingebettet in das jährlich stattfindende Gedenken an Walter Dirks, der Preis wird alle zwei Jahre vergeben. Vor der Preisverleihung am Samstag, 6. Mai 2023 um 19.30 Uhr im Bartholomäusdom findet vom 16 bis 18.30 Uhr der Walter-Dirks-Tag zum Thema Frauenrechte in der Kirche im Haus am Dom statt. Der Eintritt ist frei, Anmeldung per Mail: hausamdom@ bistumlimburg .de. Weitere Informationen gibt es hier.
Christiane Florin wurde 1968 in Troisdorf bei Köln geboren. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Bonn. Die promovierte Politikwissenschaftlerin arbeitet als Journalistin. Von 1996 an arbeitete sie für die christlich ausgerichtete Wochenzeitung Rheinischer Merkur. Ab 2007 leitete sie das Feuilleton dieser Zeitung, die im Dezember 2010 als Beilage Christ und Welt der Wochenzeitung Die Zeit fortgeführt wurde. Christiane Florin war bis Ende 2015 Redaktionsleiterin bei Christ und Welt. Seit Januar 2016 gehört sie der Redaktion „Religion und Gesellschaft“ beim Deutschlandfunk an. Ferner ist sie Lehrbeauftragte am Institut für Politische Wissenschaft der Universität Bonn im Fachbereich Medienpolitik und Medienkultur.
Weiberaufstand - viel beachtet
Christiane Florin ist außerdem als Autorin aktiv. Im Mai 2017 veröffentlichte Christiane Florin die breit beachtete Streitschrift „Der Weiberaufstand. Warum Frauen in der Kirche mehr Macht brauchen“. In 2020 das aufrüttelnde Buch „Trotzdem! Wie ich versuche, katholisch zu bleiben.“ 2001 erhielt Christiane Florin den Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essayistik; 2019 den Maria-Grönefeld-Preis der Maria-Grönefeld-Stiftung; 2021 wurde sie als Kulturjournalistin des Jahres, 2. Platz ausgezeichnet.
Weil sie wie Walter Dirks für Geschlechtergerechtigkeit und weltweite Gerechtigkeit, insbesondere in Fragen der sexuellen Gewalt in der Kirche, eintritt und wie er Identifikationsfigur kritischer Gruppierungen im deutschen Katholizismus ist, wurde sie zur Preisträgerin 2023 ernannt. „Die Dirks-Jury ehrt somit eine Frau und Christin, die seit Jahrzehnten für die römisch-katholischen Machtverhältnisse und die Opfer dieser Machtverhältnisse sensibilisiert. Sie tut dies mit Spirit und Verve und einem gutem Journalismus. Sie tritt ein für eine befreiende, diakonische Kirche, in der die Geltung und Umsetzung aller Menschenrechte grundlegend ist“, heißt es in der Begründung der Jury.
Der Walter-Dirks-Preis wurde von dem verstorbenen Pfarrer Franzwalter Nieten der Frankfurter St. Gallus-Gemeinde und dem katholischen Bildungswerk 1995 gestiftet und wird alle zwei Jahre verliehen. Seit 2009 sind das Haus am Dom und das Haus der Volksarbeit e.V. die Preisgeber.