04.06.2013
Der modulare Mensch - Schrecken oder Verheißung?
FRANKFURT.- Bereits zum vierten Mal veranstalten das Frankfurter Goethe-Haus/Freies Deutsches Hochstift, die Frankfurter Bürgerstiftung im Holzhausenschlösschen, die Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main, das Haus am Dom und das Literaturhaus Frankfurt gemeinsam die Frankfurter HausGespräche, dieses Jahr mit der Frage: Der modulare Mensch ? Schrecken oder Verheißung?
An drei Abenden steht das Selbstverständnis des Menschen unter den Bedingungen einer von radikalen Umbrüchen geprägten Gegenwart im Fokus. Das zwischen ?animal rationale? und ?animal emotionale? changierende Menschenbild der europäischen Moderne geht noch auf die von Aufklärung und Romantik geprägte Umbruchphase der Goethezeit zurück. Doch wie verwandelt sich das Selbstbild in einer beschleunigten Welt, in der wichtige identitätsstiftende Funktionen wie das Gedächtnis zunehmend Maschinen anvertraut werden? Kann es ein gemeinsames Selbstverständnis der Menschen geben in einer immer extremer diversifizierten Welt, die gleichzeitig von den Anforderungen globalisierter Kommunikation geprägt ist? Welche Rolle spielen heute Verstand, Gefühl und Sinnlichkeit, welche Religion, Wissenschaft und Kunst?
Die Auftaktveranstaltung am Mittwoch, 12. Juni, um 19.30 Uhr im Literaturhaus Frankfurt geht den Fragen nach: Sind wir den aktuellen und künftigen Erfordernissen an die eigene Person gewachsen? Oder setzen wir uns einer permanenten Überforderung aus? Vermögen wir es, die Möglichkeiten der rasanten technischen Entwicklung zu nutzen? Oder drohen wir zu ihrem Objekt zu werden? Verspricht das Anforderungsprofil für den modernen Menschen mehr Freiheit und Selbstbestimmung ? oder doch eher kulturelle Verflachung und emotionale Verarmung? Es diskutieren der Politikwissenschaftler Claus Leggewie und der Soziologe Tilmann Allert.
Am 19. Juni folgt der Lyriker Gerald Zschorsch im Gespräch mit dem Leiter des Literaturhauses Hauke Hückstädt. Sein Thema „Grenze, Vers, Transformers ? Dichtung und Wandelbarkeit als Überlebenskunst“. Der lyrische Grenzgänger und von vielen als Provokateur empfundene Gerald Zschorsch zählt zu den unbequemsten Lyrikern der Gegenwart, ein schroffer Stilist. Die in den eigenen Gewalterfahrungen erlebte gefährliche Nähe von Liebe und Krieg, von Existenz und Gewalt ließ Gerald Zschorsch nie los. Diese Dualität hat sein Leben geprägt und Fragen aufgeworfen: Rettet die Poesie vor den Zumutungen der Gegenwart? Wohin zerren die widerstrebenden Kräfte biografischer Transformation? Hat nur die Literatur keine Angst vor dem A und O menschlicher Diversität, da sie aus ihr gemacht ist?
Die Frankfurter HausGespräche enden am 26. Juni im Haus am Dom unter dem Leitwort „Man soll Gott mehr gehorchen als den Menschen. - Vom Frei-Raum des Gottesglaubens“. Im katholischen Kulturzentrum wird die Frage nach dem modularen Menschen aus der Perspektive der Bibel und der christlichen Tradition gestellt. Sollte hier nicht die Grundlage gelegt sein für ein gutes Leben im Angesicht Gottes und damit auch in relativer Unabhängigkeit von aktuellen Moden und Bedrängnissen globalisierter oder ökonomischer Natur? Über die Wirkungsgeschichte der Bibel in Weltliteratur und -geschichte und deren Erosionserscheinungen in aktuellen Säkularisierungs- und Radikalisierungsschüben diskutieren der Übersetzer und Lyriker Klaus Reichert und Petra Bahr, Pfarrerin und Theologin, Kulturbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die Moderation hat der Direktor des Hauses am Dom, Joachim Valentin.
Alle Veranstaltungen gehen von 19:30 Uhr bis 21:00 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Bildergalerie