30.04.2013
Kolonien des Himmels
FRANKFURT.- Klöster haben gegenwärtig eine größere Anziehungskraft als das durchschnittliche kirchliche Leben. Sie bieten Antworten auf Gegenwartsfragen und zeigen sich oftmals krisenfester als die Kirche selbst. In diesem Sinne sind sie „Kolonien des Himmels“. Darauf verwies der Leiter der Religionspädagogik im Bistum Limburg, Martin Ramb, am Dienstagabend, 30. April, bei der Eröffnung der Ausstellung „Anders! Kloster.“ im Frankfurter Haus am Dom.
Die Ausstellung, die sich vor allem, aber nicht nur an Schüler richtet, will die Jugendlichen in drei meditativen Erlebnisräumen einladen, in eine ihnen eher fremde Welt einzutreten. Sie will Brücken bauen vom klösterlichen Leben in den heutigen Alltag Jugendlicher. Deshalb ist im vergangenen Jahr zum 800. Geburtstag der Zisterzienserabtei Marienstatt im Westerwald eine Wanderausstellung entstanden, die auf die herkömmliche Präsentation von Daten und Fakten verzichtet und stattdessen in einer multimedialen Installation exemplarische Erfahrungen von Andersorten ermöglichen will.
Dass die Klöster heute einen Gottesoptimismus ausstrahlen, gegen den jeder Widerstand zwecklos ist, hob der Zeitdiagnostikforscher Michael Hochschild (Paris) bei der Vernissage hervor. Sein Forschungsprojekt in mehreren Benediktinerklöstern Mitteleuropas habe erwiesen, dass Klöster kein Erfolgsrezept haben, „weil Gott ihre Glücksformel ist“. Der zunehmen attraktive Klosterurlaub zeige, dass man, um im Kloster anzukommen, nicht in die Kirche gehen müsse. Dabei sei Klosterurlaub mehr als Tourismus. So habe Gott heute im Kloster wieder eine echte Chance, mit den Menschen der Gegenwart ins Gespräch zu kommen: „Das Kloster signalisiert das Christentum als attraktiven Lebensstil.“
Gezeigt wird die Ausstellung bis zum 7. Juni täglich von 09.00 bis 17.00 Uhr im Zollamtssaal des Hauses am Dom. Ein umfangreiches Rahmenprogramm mit einer Filmreihe, Gesprächsrunden, einem Thementag und einer Kunstinstallation ergänzt die Schau. (dw)
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