28.05.2013
Neue Fortschrittsidee gesucht
FRANKFURT.- Der eine redet davon, dass es einen Orientierungsnotstand in Europa gibt, der andere betont, wie nötig eine neue Fortschrittsidee ist: Der Soziologe und Philosoph Oskar Negt und der Münchner Kardinal Reinhard Marx sind sich am Dienstagabend, 28. Mai, im Frankfurter Haus am Dom rasch einig, dass Europa neu (be)gründet werden muss, will es wirklich das einige, gerechte und soziale Gefüge für alle Europäer werden.
Im Aktuellen Forum des Frankfurter Domkreises Kirche und Wissenschaft suchen sie nach Wegen aus der EU-Krise und geben freimütig zu, dass auch ihnen die zündende Idee in der gegenwärtigen Krise fehlt. Aber, so beteuert Marx, „wir sind nicht am Ende mit Europa“. Chancen für alle könne es allerdings nur dann geben, wenn Gesellschaft und Politik „über den Kapitalismus hinausdenken“. Die Parole vom Wohlstand für alle könne nicht die einzige Bedingung für das Glück und die Freiheit der Menschen sein. Dazu brauche es ein neues Grundvertrauen in das Gemeinwesen.
Und auch Negt regt an, „weg von den Finanzfragen“ zu kommen und den „Blick nach unten“ zu richten: „Wir müssen eine Schicksalsgemeinschaft werden in Europa!“ Dazu müssten Prozesse in Gang gebracht werden, bei denen die europäischen Länder voneinander lernten. Nur so könne eine Utopie von anderen Lebensformen entstehen. (dw)