01.10.2013

Potentiale + Akteure = Zukunftswege

Erfolgreiche Konferenz der afrikanischen Diaspora in Deutschland

FRANKFURT.- Das große Potential der afrikanischen Diaspora in Deutschland stand im Vordergrund der Konferenz "Afrika neu denken" im Frankfurter Haus am Dom. Mehr als 100 Mitglieder afrikanischer Diaspora-Gemeinschaften, afrikanisch-deutscher Vereine, kirchlicher und nichtkirchlicher Organisationen und viele einzelne Personen hatten sich am 27. und 28. September in Frankfurt getroffen, um über „Akteure, Potentiale und Zukunftswege“ der afrikanischen Diaspora in Deutschland zu diskutieren.

Vor allem junge Frauen betonten das Bedürfnis nach einem stärkeren Selbstbewusstsein und hoben die gemeinsame afrikanische Identität als Teil der deutschen Gesellschaft hervor. Selbstkritisch merkten viele Teilnehmer an, dass sich die afrikanische Diaspora im Vergleich zu anderen europäischen Ländern in Deutschland noch wenig effektiv selbst organisiert.  

Der Schriftsteller und Journalist Charles Onana (Frankreich/Kamerun) zeigte eindrücklich, wie die Rolle von Menschen afrikanischer Herkunft systematisch in der europäischen Geschichtsschreibung negiert wird, um eine weiße Geschichte zu erhalten. Dieses historische Potential afrikanisch-europäischer Identität zu erschließen und weithin bekannt zu machen, wurde als eine zentrale Aufgabe benannt. Eine Arbeitsgruppe wird sich dieser Aufgabe künftig widmen.  

Tzegha Kibrom, Trainerin und Organisationsberaterin bei Diversity Works (Berlin/Eritrea), informierte über die potentielle Macht von sogenannten „Rücküberweisungen“ von Europa nach Afrika: So bestehe etwa ein Drittel des Staatshaushalts von Togo aus solchen Überweisungen der togolesischen Diaspora. Rahime Diallo vom Bundesweiten Verband Migrantischer Experten MEPA e.V. (Berlin/Guinea) wies darauf hin, dass diese Macht der Diaspora zunehmend von afrikanischen Staaten erkannt und genutzt wird. Daher sei es dringend nötig, zivilgesellschaftliche Strukturen der afrikanischen Diaspora zu etablieren, um selbst professionell und effektiv Einfluss nehmen zu können. In Nordrhein-Westfalen, dann auch auf europäischer Ebene baute er mit der Afrika-Europa-Plattform AEP als verantwortlicher Koordinator solche Strukturen auf.  

Der Unternehmensberater und Wirtschaftsjournalist Ibrahim Gueye (Düsseldorf/Senegal) warb nachdrücklich für politische Lobbyarbeit auf Landes- und Bundesebene: Wer den Einfluss auf die Außen- und Wirtschaftspolitik mit afrikanischen Staaten erhöhen wolle, müsse als Lobbygruppe in den Parlamenten präsent sein. Es sei wenig hilfreich, dass sich nur 20 Prozent der Afrodeutschen an Wahlen beteiligten. Auch die Freiburger CDU-Stadträtin Sylvie Nantcha (Kamerun) betonte die Bedeutung des Netzwerkens von Deutschen afrikanischer Herkunft in politischen Aktionsfeldern.  

Auf die fatale Funktion von Afrika-Klischees und den mit ihrer Hilfe aufrecht erhaltenen Teufelskreis wies Veye Tatah, Chefredakteurin der Vierteljahreszeitschrift AFRICA POSITIVE, hin. Auch kirchliche Hilfsorganisationen nutzten etwa die Bilder von hungernden Kindern für ihre Spendenwerbung und reduzierten „Afrika“ damit auf eine Krisenidentität von Hunger, Krieg und Aids. Eine Beziehung auf Augenhöhe werde so konsequent verhindert. Zudem wirkten diese Bilder auch auf die Kinder afrikanischer Einwanderer: Die „Dekolonisierung des Denkens“ in der afrikanischen Diaspora war daher ein wichtiges Thema der Konferenz.   

Ausführliche Informationen zu allen Referenten und zum Programm der Konferenz finden sich unter <link http: www.afrika-im-zentrum.de>www.afrika-im-zentrum.de  

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