13.11.2013
Selbstheilungskräfte aus dem Evangelium
FRANKFURT.- Mehr Transparenz in Finanzfragen und bei der Bischofswahl, aber auch die Beachtung von kirchlichem und staatlichem Recht sind nötig, damit Vorfälle, wie sie derzeit das Bistum Limburg erschüttern, künftig vermieden werden können. Das haben die Gesprächspartner bei einer Podiumsdiskussion am Dienstag, 12. November, im Frankfurter Haus am Dom festgestellt. In der Runde, die vom Frankfurter Domkreis Kirche und Wissenschaft organisiert wurde, ging es um die aktuelle Situation im Bistum als Problemanzeige für die Lage der Kirche in ganz Deutschland.
Nachdem die Diskussionen um die Kosten für das Limburger Bischofshaus und die von Papst Franziskus veranlasste Auszeit für Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst in den vergangenen Wochen bundesweit die Schlagzeilen beherrscht haben, sollte mit dem Aktuellen Forum der Versuch unternommen werden, aus unterschiedlichen Blickwinkeln eine Bestandsaufnahme zu leisten und in konstruktiver Weise Konsequenzen zu überlegen. Das betonte der Direktor des Hauses am Dom, Joachim Valentin, der die Runde moderierte, vor mehr als 600 Zuhörern, die sich im Haus am Dom drängten. Um dem Ansturm Herr zu werden, wurde die Diskussion aus dem Großen Saal in das Foyer übertragen. Außerdem gab es eine Internet-Übertragung über das Portal katholisch.de. Der große Andrang bestätigte Valentin in seiner Auffassung, es gebe im Bistum Limburg ein großes Bedürfnis nach seriöser Information und Aussprache.
Stefan Vesper, Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), setzte bei der Lösung der Probleme auf die „Selbstheilungskräfte des Bistums“, die aus dem Glauben und aus dem Evangelium mobilisiert werden müssten. Viel Leid und viele Verletzungen könnten so geheilt werden. Vesper sprach sich dafür aus, in allen 27 deutschen Bistümern für mehr Transparenz in Finanzfragen und eine bessere gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit zu sorgen. Auch die Gremien müssten stärker wertgeschätzt und in ihrer Arbeit respektiert werden, sagte er.
Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller, der viele Jahre im Bistum Limburg tätig war, hob hervor, das Kirchenrecht müsse in allen Prozessen ? auch wenn es um Vermögen gehe - beachtet werden: „Das Vermögen der Kirche gehört letztlich den Gläubigen.“ Auch der katholische Theologe und FAZ-Redakteur Daniel Deckers setzte sich dafür ein, eine „Kultur des Rechts, des guten Regierens, der Rechenschaftspflicht“ wiederherzustellen. Deckers kritisierte die bisherigen Verfahren bei einer Bischofswahl als nicht ausreichend. Auch hier sei eine „lernende Kirche“ vonnöten, die es schaffen müsse, über den Weg von Diagnose, Anamnese und Therapie zu einer neuen Gestalt zu finden.
Der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz unterstrich, dass Menschen in machtvollen Ämtern auf Beratung angewiesen seien. Ämter, die im Dienst an den Gläubigen gelebt werden sollten, bräuchten die Zustimmung des Volkes: „Wir haben allen Grund, auf das, was die Gläubigen ohne Zorn und Eifer vorbringen, zu hören.“ Auch er sprach sich für eine transparentere Wahl des Bischofs aus, bei der es auch möglich sein müsste, Kandidaten anzuhören und zu befragen, um sich ein Bild von ihnen machen zu können. (dw)