08.05.2013

Was bleibt ? Zukunft einer Vergangenheit

Zeitenwende im Kloster zum Hören und Sehen

FRANKFURT.- Es ist eine kleine, feine Ausstellung, die seit Mittwoch, 8. Mai, die Veranstaltungsreihe über das Klosterleben im Haus am Dom ergänzt: „Was bleibt ? Zukunft einer Vergangenheit“ heißt die audiovisuelle Rauminstallation der Künstlerin Andrea Froneck-Kramer. Sie hat darin die Stimmen von vier mittlerweile verstorbenen Nonnen eingefangen, den letzten Bewohnerinnen des Ursulinenklosters in Fritzlar.

Das Kloster hat eine lange wechselvolle Geschichte: 1712 von zwei Gräfinnen, »Ursulinerinnen aus Metz«, gegründet, wurde es auf den Ruinen eines der Reformation zum Opfer gefallenen Augustinerinnenstifts errichtet. Die Nonnen boten eine der ersten Bildungseinrichtungen mit Pensionat für Mädchen an. Von weither kamen die Schülerinnen. Der Orden erlebte Blütezeit und Vertreibung. Immer gab es eine Wiederkehr. 2004, als Andrea Froneck-Kramer das Kloster besuchte, schien es ein endgültiges Ende zu werden. „Eine schleichende Entwicklung, die mit der letzten Vertreibung, dem Klostersturm der Nationalsozialisten 1939 ihren Anfang nahm ?“, wie sie erzählt.

Noch vier Nonnen des Konvents lebten im Jahr 2004, zwei in Fritzlar, die beiden älteren im Ursulinenkloster Würzburg, ihrem selbstgewählten Seniorensitz. Alle hatten sie bis weit über das übliche Pensionsalter gelehrt. Diszipliniert lebten sie ihr Ordensleben im riesigen Kloster. Ringsum tobte die Schule, die in Fritzlar 1989 in kirchliche Trägerschaft übergeben wurde. „Damals standen wir in einem zeitgeschichtlichen Übergang, inzwischen ist die Verbindung zur Vergangenheit zerrissen“, betont die Künstlerin.

Doch damit etwas bleibt von diesen besonderen Frauen, traf sie sich mehrmals mit jeder Schwester zum persönlichen Gespräch. Ihnen wichtig erscheinende Lebensereignisse und -umstände rückten in den Fokus. Dabei fertigte sie einen Mitschnitt an, um die unmittelbare Präsenz des gesprochenen Wortes zu erhalten: „Die Erinnerungen der Nonnen, noch unzählbar mehr unerzählte, stecken in dem Gemäuer.“ Ihnen an den vier Audiosäulen zuzuhören, ist eine besondere Erfahrung im Austausch lebendiger Erinnerung zwischen Zeitzeugen und Nachkommen. Und Schwester Ancilla (1923-2011) Schwester Lioba (1917-2008) Schwester Maria Magdalena (1926-2013) Schwester Walburgis (1904-2006) bewahren mit ihren Stimmen die Erinnerung an eine Zeitenwende im Kloster von Fritzlar.

Die Installation ist vom 8. bis 22. Mai täglich von 09.00 bis 17.00 Uhr im Haus am Dom zu erleben.

 

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