10.11.2014

Die deutsche Einheit ? ein historisches Glück!

Ex-Bundestagspräsident Thierse zum 9. November

FRANKFURT.- Als „großes historisches Glück“ hat der frühere Bundestagspräsident und ostdeutsche SPD-Politiker Wolfgang Thierse die deutsche Einheit und die Überwindung des Kommunismus in Osteuropa bezeichnet. Thierse sprach im Haus am Dom in Frankfurt am Sonntag, 9. November, zum 25. Jahrestag der Maueröffnung. Gleichzeitig eröffnete er die Fotoausstellung „25 Jahre ? 25 Köpfe“, mit der das Mittel- und Osteuropahilfswerk Renovabis der deutschen Katholiken an den Fall des Eisernen Vorhangs 1989 erinnert. Die Schau mit Fotografien des Journalisten Rolf Bauerdick ist noch bis zum 27. November im Kulturzentrum Haus am Dom des Bistums Limburg in Frankfurt, Domplatz 3, zu sehen. 

„Aus europäischer Perspektive“, so Thierse, ist der 9. November 1989 „eine der glücklichsten Nächte in der deutschen und europäischen Geschichte“. Der überraschende „Mauerdurchbruch“ am Abend sei aber kein „bloßes Geschenk“, sondern auch Ergebnis einer friedlichen Revolution, „der ersten ihrer Art in Deutschland“. Für die „entschlossene Friedfertigkeit dieser Herbstrevolution“ zeichneten auch die Kirchen verantwortlich, denn Christen spielten bekanntermaßen eine herausragende Rolle bei den Demonstrationen gegen die Diktatur in der DDR. 

Daneben ist die deutsche Einheit, wie Thierse betonte, aber auch Teil eines europäischen Vorgangs: Ohne die westliche Entspannungspolitik und die russischen Dissidenten, ohne die tschechische Charta 77 und den Einfluss von Papst Johannes Paul II., ohne die polnische Arbeiterbewegung Solidarnosc und die ungarischen Reformsozialisten hätte auch in der DDR der Mut zum Widerstand nicht in dieser Weise wachsen können. Dennoch warnte Thierse vor zu viel Euphorie: Mit dem Zusammenbruch des Kommunismus ist kein Goldenes Zeitalter ausgebrochen, es ist nicht das ?Ende der Geschichte?.“ Religiöser Fundamentalismus und extremer Nationalismus seien die neuen Bedrohungen der Welt. Nötig sei deshalb eine grundsätzliche Debatte über die Ziele der deutschen und europäischen Politik, die Osteuropa bei aller unterschiedlichen Geschichte das gleiche Gewicht zumesse wie dem Westen.  

25 Jahre ? 25 Köpfe 

Die Jubiläumsausstellung "25 Jahre ? 25 Köpfe"  im Haus am Dom ermöglicht bis Ende November die Begegnung mit 25 Menschen aus Mittel-, Ost-, und Südosteuropa: Sie sind Zeitzeugen aus den Nach­barländern, die den Fall des Eisernen Vorhangs erlebt haben: vorher, während des Umbruchs über mehrere Jahre und in der Zeit danach während des für viele schmerzlichen Transformations­prozes­ses. Die Ausstellung ist täglich von 9:00-17:00 Uhr geöffnet, Eintritt frei.

Im Rahmenprogramm gibt es am Mittwoch, 19. November, eine Begegnung mit der aus Georgien stammenden Theaterregisseurin und Autorin Nino Haratischwili (Berlin). Sie stellt  ihren Roman „Das achte Leben (für Brilka)“ vor, der über sechs Generationen einen Bogen vom zaristischen Russland über die stalinistische UdSSR bis in die heutige Bundesrepublik schlägt. (dw) 

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