17.06.2016
Christliche Lebensformen in der Stadt
FRANKFURT.- Menschen suchen heutzutage Gemeinschaft, die sie in traditionellen Formen kirchlicher Seelsorge oft nicht mehr finden. Auch die kirchliche Sprache erscheint oft als unverständlich und wird deshalb als Hindernis wahrgenommen. Diese Erfahrung wurde bei der Fachtagung zum Thema „Neue Räume in der Stadt. Christliche Lebensformen im urbanen Kontext“ am Donnerstag, 16. Juni, im Haus am Dom deutlich. Dabei, so zeigte sich in verschiedenen Beispielen, bieten und fordern Städte viele Möglichkeiten. Sie sollten sich, so die einhellige Meinung, allerdings auch in kirchlicher Pastoral niederschlagen.
Zu der Tagung hatten die Arbeitsstelle für Jugendseelsorge (afj) der Deutschen Bischofskonferenz, das Forum Hochschule & Kirche (FHoK), die Katholische Arbeitsstelle für missionarische Pastoral (KAMP) der DBK sowie das Haus am Dom eingeladen. An der Fachtagung nahmen etwa 90 Teilnehmer aus verschiedenen deutschen Bistümern, aus den Bereichen der Hochschulseelsorge, der kirchlichen Jugendarbeit und der Pastoralentwicklung teil.
Sie verwiesen darauf, dass die Stadt als besonderer Ort auf vielerlei Weise wahrgenommen werden könne: als Ereignis, Bedrohung, Herausforderung, Laboratorium, aber auch als Chance und Versprechen. Doch das Verhältnis der Christen zur Stadt sei eigentümlich zwiespältig: Der Begriff Stadt stehe sinnbildlich für Schnelllebigkeit, Anonymität und Mobilität. Der Begriff Urbanität hingegen drücke ein Lebensgefühl aus, das von Lebensstilen, Präferenzen, Orientierungen und Individualität spricht.
Die Fachtagung ging dem Spezifikum von Pastoral in Städten, vor allem für Junge Erwachsene nach. Das Anliegen war es, der Frage auf die Spur zu kommen, wie Pastoral und christliche Gemeinschaft in Städten zukünftig aussehen können. Dafür wurden zunächst Erwartungen und Wünsche von Menschen aus unterschiedlichen Lebenszusammenhängen gehört.
Diese Erwartungen und Wünsche wurden mit Good-Practice-Beispielen kontrastiert. So stellten sich die „Jugendkirche Jona“ aus Frankfurt (<link http: www.jugendkirche-jona.de>www.jugendkirche-jona.de), das Stadtteilprojekt „Südsinn“ aus Münster (<link http: www.bistum-muenster.de>www.bistum-muenster.de/index.php?cat_id=20611), das Motoki-Kollektiv aus Köln (<link http: www.motoki-kollektiv.de>www.motoki-kollektiv.de), die Internetangebote „Kath 2:30“ und Blog „Dei Verbum“ (<link http: www.katholische-citykirche-wuppertal.de>www.katholische-citykirche-wuppertal.de/) und die Würzburger „Moonlight Mass?, Würzburg (<link http: www.moonlightmass.de>www.moonlightmass.de/) vor.
In einer Abschlussrunde machte der Frankfurter Pastoraltheologe Wolfgang Beck darauf aufmerksam, dass die Kirche größtenteils noch einer „Dorflogik“ anhängt, die im Kontrast zur städtischen Logik stehe. Beck plädierte für „eine Kirche in der Stadt im Unsicherheitsmodus“, die Mut zu pastoralen Experimenten zeigt, auch Mut zum Scheitern hat: „Neben den vielen good-practice-Beispielen sollte ab und zu auch von den ,Desaster-Beispielen? erzählt werden. Von denen könnten wir auch einiges lernen.“ (pm)