03.07.2016
Eine Ahnung des Himmels
FRANKFURT.- Auch wenn der Grundwasserspiegel des Glaubens in der heutigen Zeit spürbar zurückgegangen ist, braucht die Gesellschaft Visionen, die von Religion und Christentum zeugen. Das hat der Apostolische Administrator des Bistums Limburg, Weihbischof Manfred Grothe, am Sonntag, 3. Juli, bei der Weihe der Kirche St. Edith Stein im Frankfurter Stadtteil Riedberg angemahnt. Das neue Kirchenzentrum in der Großpfarrei St. Katharina von Siena sei ein "stattlicher und selbstbewusster Bau", der Freude am Glauben vermitteln könne und zeige, dass auch heute noch Visionäre ihren Vorstellungen von Gemeinschaft folgten. So könne die neue Kirche wie früher ein Ort der Hoffnung, des Trostes, des Gebets und Friedens sein und den Menschen eine Ahnung des Himmels vermitteln.
Mit großem Einsatz haben die Katholiken im Frankfurter Norden seit vielen Jahren für das Kirchenzentrum in dem neu entstehenden Stadtteil gekämpft. Manche Rückschläge und Verzögerungen mussten sie in den vergangenen zehn Jahren einstecken. Wer so viel Geduld und Ausdauer im Kampf um eine eigene Kirche aufbringe, sei der Wahrheit auf der Spur, würdigte der Administrator das hohe Engagement der Christen vor Ort. Auch die Ausrichtung des Zentrums als Begegnungsort zwischen Wissenschaft und Religion, Glaube und Vernunft zeuge von der visionären Kraft der Riedberger. Die Katholiken vor Ort dankten es ihm mit großem Zuspruch: Mehr als 400 Gläubige drängten sich in den neuen Räumen. Der Gottesdienst wurde auf zwei Leinwänden nach draußen übertragen, und selbst heftige Regengüsse ließen die Menschen vor dem neuen Zentrum ausharren.
Den Impuls für die Verbindung von Wissenschaft und Religion gab die Nähe des naturwissenschaftlich geprägten Campus Riedberg der Frankfurter Goethe-Universität. Neben Kirche und Gemeindezentrum entsteht in enger Verbindung mit der Universität ein "Centre for Dialogue at Campus Riedberg", das Zugänge zu Glauben und Kirche von der Welt der Naturwissenschaften her eröffnen soll. An dem angestrebten Diskurs von Kirche und Gesellschaft beteiligen sich auch die Katholische Akademie Rabanus Maurus im Frankfurter Haus am Dom und die Katholische Hochschulgemeinde.
Erste Planungen gab es im Jahr 2000
Die ersten Planungen für ein katholisches Gemeindezentrum auf dem Riedberg, der mittlerweile mehr als 5.000 Menschen, darunter 2.000 Katholiken, beherbergt, stammen aus dem Jahr 2000. 2005 richtete das Bistum Limburg eine „Pastoralstelle Riedberg“ ein, die an die Pfarrei St. Laurentius in Kalbach angebunden war. Sie unterstützte den Neubau des Zentrums finanziell und ideell. 2008 konnte das Schweizer Atelier 5 (Bern) den Architektenwettbewerb für das katholische Kirchenzentrum für sich entscheiden. In intensiven Beratungs- und Entwurfsphasen wurde das Konzept danach noch einmal grundlegend überarbeitet: Auf dem Grundstück von knapp 950 Quadratmetern entstand so seit 2014 ein eingeschossiger Bau mit zwei ineinander verschränkten Bauteilen und einer Gesamtnutzfläche von 465 Quadratmetern. Er enthält eine Kapelle, die für größere Gottesdienstfeiern mit dem Gemeindesaal verbunden werden kann. Die Baukosten beliefen sich auf 2,3 Millionen Euro.
Edith Stein als Patronin
Der Name der Heiligen Edith Stein als Patronin des neuen Kirchorts in der erst im Januar gegründeten Pfarrei St. Katharina von Siena erinnert an die Wissenschaftlerin Edith Stein (1891-1942), die in eine jüdische Breslauer Familie geboren wurde und sich nach einem Bekehrungserlebnis 1916 im Frankfurter Kaiserdom und langem Ringen schließlich 1922 taufen ließ. 1933 wurde sie Ordensschwester und trat in den Karmel „Maria vom Frieden“ in Köln ein. 1942 wurde sie von den Nationalsozialisten wegen ihrer jüdischen Herkunft verhaftet und am 9. August im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. 1998 wurde Edith Stein von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen und ein Jahr später zur Patronin Europas erhoben.
Big Bang Theory für die ganze Familie
Nach der Kirchweih am Sonntag gibt es bereits am Samstag, 9. Juli, neuen Grund zum Feiern auf dem Riedberg. Mit einem „Big Bang Theory Tag“ für die ganze Familie nimmt das Zentrum für Wissenschaft und Glauben ab 14 Uhr seinen Betrieb auf. Angeboten werden Mitmach-Experimente des Schülerlabors Physik und des Instituts für organische Chemie der Goethe-Uni für große und kleine Entdecker, ein XXS-Kino mit Filmen für die ganz Kleinen und eine Big Bang-Diskussion mit Wissenschaftlern aus Physik, Chemie und Religionsphilosophie um 16 Uhr. (dw)
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