22.01.2016
Schwedischer Karmelitermönch Gast beim Karlsamt
FRANKFURT.- Erstmals ist ein skandinavischer Bischof zu Gast beim traditionellen Karlsamt im Frankfurter Kaiserdom. Der Bischof von Stockholm, Anders Arborelius, ist zudem Karmelitermönch und der erste schwedischstämmige Bischof des katholischen Bistums Stockholm. Er feiert auf Einladung der katholischen Stadtkirche den festlichen Gottesdienst am Samstag, 30. Januar, um 18 Uhr zur Erinnerung an Karl den Großen im Kaiserdom St. Bartholomäus, wo im Mittelalter die deutschen Kaiser gewählt wurden. Zuvor wird er um 14.30 Uhr im Domgespräch im Haus am Dom, Domplatz 3, mit dem Leiter der Kath. Akademie Rabanus Maurus, Joachim Valentin, ber seine Erfahrungen und die Lage der katholischen Kirche in der skandinavischen Diaspora sprechen.
Mit 20 Jahren konvertierte Arborelius zum katholischen Glauben, mit 22 trat er in das Karmeliterkloster von Norraby in Tågarp ein, unweit von Landskrona. Er studierte Philosophie in Brügge und Rom und wurde 1979 zum Priester geweiht. Seit 1998 ist der heute 66-Jährige Bischof von Stockholm und seit 2005 Vorsitzender der Nordischen Bischofskonferenz.
Karlssequenz und Kaiserlaudes
Zum Todestag Karls des Großen erinnert die katholische Stadtkirche Frankfurt alljährlich mit ihrem traditionellen Karlsamt an den Gründervater Europas, der auch Patron der Stadt und des Kaiserdoms ist. In dem farbenprächtigen Gottesdienst, zu dem traditionell auch Vertreter der Ritterorden in den Dom einziehen, erklingen mittelalterliche lateinische Gesänge wie die Karlssequenz, ein Lobgesang auf Kaiser und Stadt, und die Kaiserlaudes, in der Huldigungsrufe an Christus mit Bittrufen für Kirche, Papst, Bischof, das deutsche Volk und alle Regierenden verbunden werden. Einen vergleichbaren Gottesdienst gibt es außer in Frankfurt nur in der Karlsstadt Aachen.
Karl der Große gilt als Gründer Europas nach dem Ende des römischen Imperiums. Er starb am 28. Januar 814. Im Jahr 794 hatte er eine Reichssynode nach Frankfurt berufen und so für die erste schriftliche Erwähnung der heutigen Main-Metropole gesorgt. Seit mehr als 600 Jahren gedenken die Frankfurter Katholiken immer am letzten Samstag im Januar dieses „Vaters des Abendlandes“ und beten für eine gute Zukunft Europas.
Kaum eine Persönlichkeit hat Europa im frühen Mittelalter so geprägt wie Karl der Große. Er gilt in der Geschichtsschreibung bis heute als großer Politiker und geistiger Vordenker eines vereinten Europas, als Stratege und Reformer der Verwaltung, aber auch als Machtmensch und Unterdrücker. Sein Wirken hat das Schicksal vieler Völker über Jahrhunderte geprägt. Mit einer umfassenden Bildungsreform und der Schaffung von verbindlichen wirtschaftlichen Vorschriften legte er wichtige Grundsteine für die Entwicklung Mitteleuropas im Mittelalter. Sein Reich konnte er aber nur durch gleichermaßen geschickte wie rücksichtslose Machtpolitik aufbauen. (dw)