20.02.2020

Architektur

Das Haus am Dom
Architektur und städtebauliche Einordnung (Prof. Jourdan)
Überlagert man den heutigen Stadtplan mit ei ...

Das Haus am Dom

Architektur und städtebauliche Einordnung (Prof. Jourdan)

Überlagert man den heutigen Stadtplan mit einem Plan aus den frühen 30er Jahren wird ersichtlich, wie sehr die Nachkriegsbebauung das ehemals mittelalterlich geprägte, städtische Gefüge aus Gassen, Plätzen und Bebauung verändert hat.

Durch den nach Westen vor gelagerten archäologischen Garten und den Bau der Schirn stellten die Nachkriegsplanungen den Dom in einen perspektivischen Raum und monumentalisierten ihn. Mittelalterliche Kathedralen waren hingegen als Teil eines stadträumlichen Gefüges aus kleinteiligen Wege- und Platzverbindungen nicht für eine Betrachtung über perspektivisch angelegte Freiräume geplant.

Ein großer Domvorplatz im Westen war nie angelegt. Bestimmend war vielmehr die Verbindung des Portals an der Domstraße zum Krönungsweg. Werner Hebebrand reagierte auf diese Situation mit seiner Planung. Das 1927 nach einem Wettbewerbsentwurf erbaute Zollamt setzte an Stelle mehrerer Fachwerkhäuser einen leicht gekrümmten Baukörper, der die stadträumliche Führung auf das Hauptportal des Domes übernahm.

Der neue Baukörper löst sich aus der Verklammerung mit dem Technischen Rathaus. So entsteht wieder eine offene, begehbare Raumfolge von der Braubachstraße über den Zollhof zum Krönungsweg, die die mittelalterliche Gassenstruktur nachvollzieht. Der Bestand des Zollamtgebäudes bleibt weitgehend erhalten. Der Baukörper wird differenziert und in drei Elemente gegliedert: An Stelle des durch Nachkriegsreparaturen entstellten Kopfbaus wird ein neuer Baukörper als Sitz des "Domforums" und der katholischen Akademie errichtet. Der gegenüber dem Bestandsbau höhere Neubau wird räumlich vom Langbau durch ein gläsernes Bindeglied, einem alle Ebenen verbindenden vertikalen Hallenfoyer distanziert.

Durch die Verlängerung des leicht gekrümmten Baukörpers wird die im Hebebrandbau gründende Qualität der stadträumlichen Führung auf das Hauptportal des Domes noch gesteigert. Die Höhenstaffelung der Dächer nimmt das Motiv der mittelalterlichen Parzellierung auf.

Der Vorbereich des Domes wird auf Grund der Verlegung der Tiefgaragenzufahrt nur mehr am Rande vom durchfließenden Verkehr berührt, so entsteht wieder ein Platz, der an zwei Seiten durch öffentlich wirksame Gebäude gefasst ist: der **neue Domplatz** zwischen Dom, dem gegenüberliegenden Pfarramt und dem Haus am Dom. Seine Westfront bilden der Kopfbau mit seinem durchlichteten Sockelgeschoss und das gläserne Hallenfoyer.

Der Anschlussbereich des Domplatzes zum archäologischen Garten wird durch ein im Erdgeschoss befindliches Bistro geöffnet und durch die Überführung des kleinteiligen Rampenaufgangs zum Technischen Rathaus in eine Platzsituation auf Niveau des Doms in die neue Platzgestaltung integriert.

Die Passage zwischen Domforum und Dom wird dadurch in der ursprünglichen Topographie des ehemaligen Krönungsweges erlebbar. Gleichzeitig wirkt das Domforum an dieser stadträumlich wichtigen Stelle als offenes Scharnier zwischen zwei Plätzen hinein in den Außenbereich.

Diese wichtigen stadträumlichen Entscheidungen geben dem Dom seine einmalige Position im stadträumlichen Gefüge zurück. Sie bilden die Grundlage für die Gestaltung des Baukörpers des Hauses am Dom als begehbare öffentliche Stadtplastik, die Bestehendes aufgreift, fortschreibt und neues hinzufügt.

Frankfurt/Main, 24. Mai 2006

Adresse

 
Haus am Dom
Domplatz 3
60311 Frankfurt
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