Bittere Erfahrung aus Limburg kann heilsam sein
FRANKFURT.- Die „bittere Erfahrung von Limburg kann sehr heilsam sein für die Kirche in Deutschland“. Diese Hoffnung hat der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, geäußert. Glück sagte am Montagabend, 31. März, bei einem Domgespräch im Haus am Dom, der Skandal um den mittlerweile emeritierten Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst sei ein „sehr heilsamer Anstoß für Veränderung“ gewesen. Es gebe jetzt schon eindeutig mehr Transparenz im Blick auf die Finanzen und die Entscheidungswege in der katholischen Kirche in Deutschland.
Glück lobte die Qualität des Limburger Untersuchungsberichtes und nannte es einen sehr wichtigen Impuls, dass der Bericht vollständig veröffentlicht worden sei: „Das Gutachten lässt sich nicht in Zweifel ziehen.“ Er mahnte aber auch eine „gute Führungs- und Gremienkultur“ in der deutschen Kirche an, die sich durchaus mit dem hierarchischen Prinzip des Katholischen verbinden lasse. Hier gebe es immer noch ein „Riesendefiztit“. Es sei auch verkehrt, autoritäre Verhaltensmuster in der Kirche theologisch zu verbrämen. Glück äußerte sich in einem Domgespräch mit dem Titel „Wie kurieren wir die Kirche?“, in dem das gleichnamige Buch des Publizisten und langjährigen Chefredakteurs der Frankfurter Rundschau, Joachim Frank, vorgestellt wurde.
Nach Ansicht von Glück setzt Papst Franziskus neue Kräfte in der Kirche frei. Er zeige, dass Vielfalt ? auch in den Glaubenswegen ? keine Gefährdung, sondern eine Bereicherung sei. Mit ihm könne die Kirche eine „hörende Kirche“ werden, die es schaffe, konsequenter auf die Menschen zuzugehen. Er rege an, die „dienende Funktion“ der Kirche neu zu durchdenken und ein neues Rollenverständnis in Gesellschaft und öffentlichem Leben zu finden. Für die nähere Zukunft hoffe er auf eine Zulassung von geschiedenen Wiederverheirateten zu den Sakramenten. Wünschenswert sei auch, dass das erste Lehrschreiben des neuen Papstes „Evangelii Gaudium“ für die Menschen umgesetzt werde. Es sei die „beste Wegbeschreibung für die katholische Kirche“, die man sich nur denken könne.
Für Joachim Frank sind „Glaubwürdigkeit, Bescheidenheit und Realitätssinn“ die wichtigsten Elemente, um die „Kirche von morgen“ zu gestalten. Die Seelsorger müssten die Lebenswirklichkeit der Menschen wahrnehmen und sie darin begleiten statt gängeln. In der derzeitigen Umbruchsituation prognostizierte frank allerdings zunehmende Spannungen. Vielfach seien die Diskussionen schon schärfer und unbarmherziger geworden. In vielen kirchlichen Kreisen sei auch die Wagenburgmentalität schlimmer geworden, weil man sich von „Kirchenfeinden“ umzingelt sehe. Dabei könne die Kirche nur erfolgreich sein, wenn sie sich nicht „lebensfeindlich und weltfremd“ präsentiere. Die große Botschaft des Christentums sei vielmehr die Befreiung von der Angst und die Ermächtigung des Menschen zur Freiheit. (dw)