Die letzten Dinge
FRANKFURT.- Einen umfassenden Überblick über die Eschatologie, die Lehre von den letzten Dingen, legt der Direktor des Hauses am Dom, Prof. Joachim Valentin, mit seinem jüngsten Buch vor: „Eschatologie“ ist der 300 Seiten starke Band in der Reihe „Gegenwärtig Glauben Denken“ (Schöningh) überschrieben.
Eine Zeit lang schien es, als seien die letzten Dinge (Eschata), Gericht, Fegefeuer, Himmel und Hölle, ganz aus der gegenwärtigen Theologie verschwunden. Dabei waren sie nur in Film, Literatur und Endzeitkirchen ausgewandert, „feierten dort aber, im Raum des Nicht-Reflexiven, fröhliche Urständ“, wie Valentin formuliert. Er geht in seinem Text deshalb ausführlich auf den Weltuntergang im Film und das Genre der amerikanischen Katastrophenfilme ein. Auch die Apokalyptik in der Literatur nach 1945, etwa bei den Literaturnobelpreisträgern Gabriel Garcia Marquez und Gunter Grass, bei Thomas Pynchon oder Christa Wolf, wird thematisiert. Der Leser erhält außerdem Einblicke in die Eschatologie und die Philosophie im 20. Jahrhundert, etwa bei Heidegger und Bloch, sowie die spezifischen Ausprägungen in der katholischen und evangelischen Theologie.
Ausgehend von der Gegenwart sucht das Buch archäologisch die zerfaserten Stränge dessen zu entwirren, was einmal kurz vor der Zeit Jesu im spätjüdischen Palästina zur literarischen Form »Apokalyptik« gerann. Beim Abtragen der ideen-politischen Schichten in Postmoderne, Neuzeit und Mittelalter greifen medien- und literaturwissenschaftliche, philosophische und theologische Methoden ineinander. Im Hintergrund wirkt die Annahme, der Mensch sei im Rahmen einer fiktionalen Anthropologie adäquat beschreibbar. Gerade dort, wo wissenschaftliches Erklären nicht hinreicht, in die Sphäre jenseits von Geburt und Tod eben, erfüllt die Einbildungskraft, so Valentin, eine unvertretbare Aufgabe der Welterschließung.
Joachim Valentin, Prof. Dr. theol. habil., ist seit 2005 Direktor des Katholischen Kultur- und Begegnungszentrums Haus am Dom und der Katholischen Akademie Rabanus Maurus in Frankfurt, und seit 2009 außerplanmäßiger Professor für Christliche Religions- und Kulturtheorie an der Goethe-Universität Frankfurt.
Joachim Valentin, Eschatologie, Schöningh (Paderborn) 2013
1. Aufl. 2013, 308 Seiten, 1 Tabelle, kart.
ISBN: 978-3-506-77648-8
EUR 39.90, Subskription: EUR 34.90