Frankfurt, 01.10.2020

"Fair Trade bringt den Menschen vor Ort wirklich viel"

Jutta Ulmer und Michael Wolfsteiner haben für ihre Ausstellung die Welt bereist. Vom 11. September bis 9. Oktober sind die Fotos im Haus am Dom zu sehen.

Waren es 30? Oder doch eher 40? Nein, Jutta Ulmer und Michael Wolfsteiner können die Reisen, die sie in den vergangenen zwölf Jahren zum Fotografieren unternommen haben, nicht mehr zählen. Sehr wohl zählbar sind aber die Ausstellungsstücke, die es ab Freitag, 11. September, unter dem Titel „Fairer Handel WELTWEIT“ im Haus am Dom zu sehen gibt. Im ersten, zweiten und dritten Stock hängen 22 Fotoplatten, zum Teil mit einem, zum Teil mit mehreren Bildern bedruckt. Sie zeigen Momentaufnahmen aus dem Berufsalltag von Fair-Trade-Produzenten in Lateinamerika, Afrika und Asien – und auch ein deutscher Landwirt ist dabei. Mit auf die Bilder gedruckte Kurztexte geben Hinweise auf die Motive. Dabei erfahren die Betrachter viel über das Konzept Fair Trade und lernen Menschen kennen, die hinter den fair gehandelten Produkten stehen.

Jutta Ulmer und Michael Wolfsteiner aus Bornheim, die sich gemeinsam „lobOlmo“ nennen, sind als Fotojournalisten in der ganzen Welt unterwegs. Schon vor Jahren haben sie sich aufs Thema Fair-Trade-Handel spezialisiert. Dass sie ihre Bilder nun in einer Ausstellung zeigen, ist trotzdem eine Premiere. „Normalerweise präsentieren wir unsere Fotos in Multivisionsshows“, berichtet Wolfsteiner. Bilder, die an der Wand hängen – das sei dann doch mal etwas Neues. Immerhin, das Fotografenduo bleibt sich treu: Zum Ende der Ausstellung, zur Finissage am 9. Oktober, wird es eine Multivisionsshow geben. Aber dazu später mehr.

Wer in einer Kooperative organisiert ist, kann plötzlich mitreden und mitbestimmen – und das, obwohl viele der Länder nicht demokratisch regiert sind.

Die beiden Fotografen beschäftigen sich seit den 80er Jahren mit Mittelamerika, lebten Anfang der 90er Jahre für sieben Monate in El Salvador und lernten dort die Lebensbedingungen der Landwirte unmittelbar kennen. Seitdem hat sich schon viel getan. „Fair Trade wird immer bekannter, das bringt den Menschen vor Ort wirklich viel“, sagt Michael Wolfsteiner. Der dadurch entstandene wirtschaftliche Fortschritt sei deutlich zu spüren. Und auch das Selbstbewusstsein der Menschen habe sich durch die Arbeit für Fair-Trade-Kooperativen verstärkt. „Wer in einer Kooperative organisiert ist, kann plötzlich mitreden und mitbestimmen – und das, obwohl viele der Länder nicht demokratisch regiert sind“, so die Fotografen. Dadurch würden auch die Frauenrechte gestärkt, die Gesundheitsversorgung der Mitglieder verbessere sich merklich. Der positive Effekt reicht bis in die Schulen, da es Kooperativen gibt, die zum Beispiel Schulcomputer finanzieren.

Zum Teil millionenschwer

Übrigens, das Fair-Trade-Konzept ist vor allem in Deutschland, der Schweiz und Großbritannien bekannt. Generell sind die Grenzen zwischen Fair-Trade- und Bioproduktion fließend, für viele Bauern sei der Bio-Markt noch wesentlich wichtiger als der faire Handel. Doch die romantische Vorstellung vom Kleinbauern entspricht nicht mehr unbedingt der Realität. Natürlich gebe es noch immer die „ganz Kleinen“, so Michael Wolfsteiner. Aber eben nicht nur. „Fair Trade ist mittlerweile sehr professionell geworden, zum Teil sind das millionenschwere Unternehmen“, berichtet Jutta Ulmer. Diese seien dann auch entsprechend technisch ausgestattet. So haben sie zum Beispiel im Februar 2020 in Südafrika eine „supermoderne“ Vollernter-Landmaschine gesehen.

Diese Reise nach Südafrika war die vorerst letzte, die das Duo vor den Corona-Einschränkungen unternommen hat. Glücklicherweise war es auch die letzte Reise, die für den Abschluss der Ausstellung nötig war. Eigentlich hätten Ulmer und Wolfsteiner im Dezember ihr nächstes Projekt starten wollen, doch im Corona-Jahr 2020 wird daraus erst einmal nichts. Es klingt düster, wenn Jutta Ulmer seufzt: „Momentan haben wir keinen einzigen Flug, der gebucht wäre.“ Eine ungewohnte Situation für zwei Menschen, die normalerweise so gut wie immer unterwegs sind. Doch die lobOlmo-Fotografen konzentrieren sich auf das Positive: „Wir sind dankbar, dass der Corona-Lockdown erst nach Abschluss unseres aktuellen Projekts kam – und nicht mittendrin.“

Übrigens: Damit auch in Corona-Zeiten alle Interessierten die Ausstellung besuchen können, entsteht aktuell ein filmischer Rundgang durch die Bilderschau. Den Videoclip finden Sie nach seiner Veröffentlichung auf der Webseite des Hauses am Dom.

Der Eintritt ist frei, die Ausstellung läuft bis 9. Oktober und kann zu den Öffnungszeiten des Hauses besichtigt werden - natürlich mit Mundschutz. Kooperation: Weltladen Bornheim fair-ein e. V.

Themennachmittag zur Zukunft des Fair Trade

Im Rahmen der Ausstellung gibt es außerdem einen Themennachmittag "Fairer Handel weltweit" am Samstag, 12. September 2020, 13 bis 17 Uhr. Die Veranstaltung wird in einem kostenlosen Live-Stream übertragen, der unter youtu.be/KSP2zDX1-Hk abgerufen werden kann. Kooperation: Engagement Global im Rahmen des EBD Programms.

Abschließende "Weltreise" zu Fair-Trade-Produzenten, Naturwundern und Heiligtümern

Eine Weltreise ohne Flugzeug gibt es am Freitag, 9. Oktober, 19 bis 21 Uhr. Mit ausdrucksstarken Fotos auf Großleinwand, inspirierenden Erzählungen und stimmungsvoller Musik nehmen Jutta Ulmer und Michael Wolfsteiner die Zuschauer mit auf diese außergewöhnliche Multivisions-Tour, die unter anderem beleuchtet, wie Menschen weltweit leben, was sie essen und welche kulturübergreifenden Gemeinsamkeiten es gibt. Der Eintritt kostet 10 Euro, ermäßigt sieben Euro. Tickets können über diesen Link oder über den Terminkalender der Webseite online gekauft werden. Kooperation: Weltladen Bornheim fair-ein e. V.

Zum Anfang der Seite springen