Karlsamt zu Ehren des Frankfurter Stadtpatrons

Erzbischof aus Burgund beim Domgespräch im Haus am Dom

FRANKFURT.- Mit dem traditionsreichen Karlsamt erinnert die katholische Stadtkirche Frankfurt am Samstag, 31. Januar, an Karl den Großen, der nicht nur Gründervater Europas ist, sondern auch Patron der Stadt und des Kaiserdoms.  Der Erzbischof von Dijon in Burgund (Frankreich), Roland Minnerath, feiert den festlichen Gottesdienst mit seiner einzigartigen Liturgie um 18 Uhr im Kaiserdom St. Bartholomäus,  wo im Mittelalter die deutschen Kaiser gewählt wurden. Zuvor, um 14.30 Uhr, spricht der französische Erzbischof im Domgespräch im Haus am Dom, Domplatz 3, über „Sammlung und Sendung der Kirche von Frankreich“. 

In dem farbenprächtigen Gottesdienst, zu dem traditionell auch Vertreter der Ritterorden in den Dom einziehen, erklingen mittelalterliche lateinische Gesänge wie die Karlssequenz, ein Lobgesang auf Kaiser und Stadt, und die Kaiserlaudes, in der Huldigungsrufe an Christus mit Bittrufen für Kirche, Papst, Bischof, das deutsche Volk und alle Regierenden verbunden werden. Einen vergleichbaren Gottesdienst gibt es außer in Frankfurt nur in der Karlsstadt Aachen. 

Beten für eine gute Zukunft Europas

Karl der Große, dessen 1200. Todestag im vergangenen Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen gefeiert wurde, gilt als Gründer Europas nach dem Ende des römischen Imperiums. Im Jahr 794 hatte er eine Reichssynode nach Frankfurt berufen und so für die erste schriftliche Erwähnung der heutigen Main-Metropole gesorgt. Kaiser Karl starb am 28. Januar 814. Seit mehr als 600 Jahren gedenken die Frankfurter Katholiken deshalb alljährlich am letzten Samstag im Januar dieses „Vaters des Abendlandes“ und beten für eine gute Zukunft Europas.  

Kaum eine Persönlichkeit hat Europa im frühen Mittelalter so geprägt wie Karl der Große. Er gilt in der Geschichtsschreibung bis heute als großer Politiker und geistiger Vordenker eines vereinten Europas, als Stratege und Reformer der Verwaltung, aber auch als Machtmensch und Unterdrücker. Sein Wirken hat das Schicksal vieler Völker über Jahrhunderte geprägt. Mit einer umfassenden Bildungsreform und der Schaffung von verbindlichen wirtschaftlichen Vorschriften legte er wichtige Grundsteine für die Entwicklung Mitteleuropas im Mittelalter. Sein Reich konnte er aber nur durch gleichermaßen geschickte wie rücksichtslose Machtpolitik aufbauen. 

Mit "Mobiler Missionsmannschaft" für die Verbreitung des Evangeliums

Erzbischof Minnerath wurde in Saargemünd an der Mosel geboren. Er studierte Geschichte, Verwaltungswissenschaften und Theologie in Paris, Straßburg und Rom. Nach der Priesterweihe trat er zunächst in den diplomatischen Dienst des Vatikan ein und war in Brasilien, Bonn und im Vatikanischen Staatssekretariat tätig. Von 1989 bis 2004 war der dreifach promovierte Theologe Professor für Kirchengeschichte und Rechtsbeziehungen zwischen Kirche und Staat an der Universität Straßburg. 2004 wurde der heute 68-Jährige zum Erzbischof von Dijon und ein Jahr später zum Sondersekretär der Weltbischofssynode ernannt. Seit 2012 ist er auch Großprior der französischen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Mit einer Strukturreform in seinem Erzbistum hat Minnerath einen Prozess der Teilhabe besonders auch für Laien eingeleitet. Eine von ihm eingesetzte „Mobile Missionsmannschaft“ aus Priestern und Laien soll zur Verbreitung des Evangeliums beitragen. (dw)

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