Künstler brauchen Bewusstsein für die Welt

Aschermittwoch der Künstler widmet sich der Musik

FRANKFURT.- Gute Künstler brauchen einen weiten Horizont und ein Bewusstsein für die Welt und ihre Verantwortung darin. Darauf hat Thomas Rietschel, der Präsident der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt, verwiesen. Beim Aschermittwoch der Künstler, zu dem das Bistum alljährlich bildende Künstler, Musiker, Theaterleute und Architekten nach Frankfurt einlädt, sagte er, die sehr individuelle Ausbildung an seiner Hochschule erziehe auch zu gesellschaftlicher Verantwortung. Die Absolventen bestimmten in 30 Jahren das Kulturleben hierzulande. Dazu benötigten sie gewiss ein hohes Niveau an Technik, ihre Ausbildung diene aber in erster Linie dazu, die „Flamme der Kunst weiterzutragen“, egal ob als gefeierter Solist oder als Kunstlehrer und Kulturmanager.  

In einem Gesprächskonzert unter dem Motto „Spannung und Gleichklang zwischen Ost und West“ zeigten Studenten der Hochschule und ihr Professor, Gerhard Müller-Hornbach, schließlich in eigenen Kompositionen, welche künstlerische Kraft der interkulturelle Austausch an der Hochschule freisetzt. 

Fasten heißt, Lebensakzente neu setzen

Beim anschließenden Aschermittwochsgottesdienst im benachbarten Kaiserdom St. Bartholomäus verwies der Limburger Weihbischof Thomas Löhr darauf, dass Fasten heiße, Lebensakzente neu zu setzen. Die Fastenzeit bedeute keinen Verzicht auf etwas, sondern einen „Verzicht um frei zu sein für das Gebet und für Werke der Liebe“. Ein solcher Weg könne umso unbeschwerter sein, je mehr den Menschen bewusst werde, „dass vieles scheinbar so Wichtige nur Asche ist“. 

Im vollbesetzten Kaiserdom mahnte der Weihbischof als Beitrag der Christen für Welt und Gesellschaft soziales Bewusstsein und eine Mystik der offenen Hand und des offenen Auges für die Armen an. Nicht möglichst viele Kilos verlieren, sondern vertiefen und neue Akzente setzen, das müsse die Vorbereitung auf das große Fest von Ostern sein: „Denn es gibt in unserer Welt nicht nur Menschen, die fasten, es gibt noch sehr viel mehr Menschen, die hungern!“  

Musik führt ins "verstehende Schweigen"

Weihbischof Löhr ging auch auf die Musik ein, die zuvor beim Aschermittwoch der Künstler im Haus am Dom die Hauptrolle gespielt hatte. Musik dürfe in der Fastenzeit nicht einfach weggelassen werden, sondern sie könne auch in der Liturgie der österlichen Bußzeit vertiefen und neue Akzente setzen. Wenn die Musik, wie es am Nachmittag anklang, immer neue Perspektiven auf Welt und Menschsein setze, Grenzen erweitere und unerforschtes Terrain beschreite, führe Musik „ins verstehende Schweigen“. 

Eine Idee des Schriftstellers Paul Claudel

Der Brauch des Aschermittwochs für Künstler geht auf den französischen Schriftsteller Paul Claudel (1868-1955) zurück. Ein mit Claudel befreundeter Kölner Stadtdechant hatte dessen Idee nach dem Zweiten Weltkrieg aufgegriffen und sie erstmals 1950 von Paris nach Köln gebracht. Seither wird der Aschermittwoch der Künstler auch hierzulande gefeiert, im Bistum Limburg schon zum 55. Mal. Auch verschiedene andere Bistümer haben sich die Tradition mittlerweile zu eigen gemacht.  

Mit dem Aschermittwoch beginnt in den christlichen Kirchen die siebenwöchige Fastenzeit bis Ostern. Sie erinnert an die 40 Tage, die Jesus vor seinem Tod fastend und betend in der Wüste verbrachte. In der katholischen Kirche werden an diesem Tag seit altersher die Palmzweige des Vorjahres verbrannt. Aus der so gewonnenen und gesegneten Asche zeichnen Priester den Gläubigen ein Aschenkreuz auf die Stirn. Es soll die Menschen an ihre Vergänglichkeit erinnern und sie zur Umkehr aufrufen. Dazu spricht der Priester die Worte „Gedenke Mensch, dass Du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“. (dw)

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