Südtiroler Bischof beim Frankfurter Karlsamt

Südtirol, immer noch katholisches Kernland? Darüber berichtet der Bischof von Bozen und Brixen.

FRANKFURT.- Das Karlsamt im Frankfurter Kaiserdom zu Ehren Karls des Großen weitet am Samstag, 27. Januar, traditionell den Blick auf Europa. Mit dem Bischof von Bozen und Brixen in Südtirol, Ivo Muser, rückt in diesem Jahr die katholische Kirche in Südtirol in den Fokus. Bischof Muser (55) feiert um 18 Uhr im Bartholomäusdom den Gottesdienst. Zuvor steht er um 16.30 Uhr im benachbarten Haus am Dom, Domplatz 3, zu einem Domgespräch über die Lage der Kirche in seiner Heimat zur Verfügung.

Ivo Muser studierte Philosophie und katholische Theologie an der Universität Innsbruck. 1987 empfing er in Brixen die Priesterweihe. Muser war Professor an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen und Regens des dortigen Priesterseminars. 2011 wurde er zum Bischof der Diözese Bozen-Brixen ernannt.

Zum Todestag Karls des Großen erinnert die katholische Stadtkirche Frankfurt alljährlich mit dem Karlsamt an den Gründervater Europas, der auch Patron der Stadt und des Kaiserdoms ist. In dem farbenprächtigen Gottesdienst, zu dem traditionell auch Vertreter der Ritterorden in den Dom einziehen, erklingen mittelalterliche lateinische Gesänge wie die Karlssequenz, ein Lobgesang auf Kaiser und Stadt, und die Kaiserlaudes, in der Huldigungsrufe an Christus mit Bittrufen für Kirche, Papst, Bischof, das deutsche Volk und alle Regierenden verbunden werden. Einen vergleichbaren Gottesdienst gibt es außer in Frankfurt nur in der Karlsstadt Aachen.

Karl der Große gilt als Gründer Europas nach dem Ende des römischen Imperiums. Er starb am 28. Januar 814. Im Jahr 794 hatte er eine Reichssynode nach Frankfurt berufen und so für die erste schriftliche Erwähnung der heutigen Main-Metropole gesorgt. Seit mehr als 600 Jahren gedenken die Frankfurter Katholiken immer am letzten Samstag im Januar dieses „Vaters des Abendlandes“ und beten für eine gute Zukunft Europas.

Kaum eine Persönlichkeit hat Europa im frühen Mittelalter so geprägt wie Karl der Große. Er gilt in der Geschichtsschreibung bis heute als großer Politiker und geistiger Vordenker eines vereinten Europas, als Stratege und Reformer der Verwaltung, aber auch als Machtmensch und Unterdrücker. Mit einer umfassenden Bildungsreform und der Schaffung von verbindlichen wirtschaftlichen Vorschriften legte er wichtige Grundsteine für die Entwicklung Mitteleuropas im Mittelalter. Sein Reich konnte er aber nur durch gleichermaßen geschickte wie rücksichtslose Machtpolitik aufbauen. (dw) 

Zum Anfang der Seite springen