Vierzig Tage der Ermutigung
FRANKFURT.- Die christliche Fastenzeit ist weniger Fasten und Verzicht, sie schenkt den Menschen vielmehr vierzig Tage der Ermutigung. Das hat der Weihbischof von Limburg, Thomas Löhr, am Aschermittwoch, 1. März, im Frankfurter Kaiserdom St. Bartholomäus hervorgehoben. Rückschau zu halten auf das eigene Leben erfordere Mut, ebenso wie Buße, Umkehr und Versöhnung. Wichtigstes Ziel der Fastenzeit sei das wachsen im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe.
„Die aktuellen Entwicklungen in Politik und Gesellschaft schreien direkt nach Besinnung und Neuausrichtung“, hob Löhr hervor, „damit nicht alles Gute, das in Jahrzehnten geschaffen wurde, einfach wegdriftet in eine Richtung, die eigentlich keiner wollte und am Ende keiner akzeptieren kann.“ Im kleinen Kreis der Familie, in unserem Land, das sich an manchen Orten zu spalten drohe, in Europa und in der Welt müsse neuer Mut zum Besseren greifen. Dabei könnten Christen der Gesellschaft einen wichtigen Dienst erweisen, indem sie mit allen Menschen guten Willens zusammenarbeiten, damit jeder einen menschenwürdigen Platz in der Gesellschaft findet.
Mut fassen
Zuvor hatte beim traditionellen Aschermittwoch der Künstler, zu dem das Bistum Limburg alljährlich Kunstschaffende und Bauleute in das Frankfurter Haus am Dom einlädt, die Schriftstellerin Katharina Hacker ebenfalls vom „Mut fassen“ gesprochen. Trotz aller Sorgen und Verzagtheiten dürfe man nicht klein beigeben und nicht verzweifeln. Es gehöre aber viel Mut dazu, Angst und Müdigkeit zu überwinden und den Mut zu finden, sich der Welt zu stellen. Dabei sei es befreiend, festzustellen, dass man Angst haben darf: „Man muss sich aber nicht nach ihr richten.“
Katharina Hacker wurde in Frankfurt geboren, sie studierte in Freiburg und Jerusalem Philosophie, Geschichte und Judaistik. Die kontinuierliche Beschäftigung mit der jüdischen Kultur und Gegenwart ist von großer Bedeutung für ihr Werk. 2006 erhielt sie für ihren Roman „Die Habenichtse“ den Deutschen Buchpreis. Zuletzt erschien ihr Roman „Skip“. Katharina Hacker lebt und arbeitet in Berlin.
Brauch des Aschermittwochs der Künstler stammt von Paul Claudel
Der Brauch des Aschermittwochs für Künstler geht auf den französischen Schriftsteller Paul Claudel (1868-1955) zurück. Ein mit Claudel befreundeter Kölner Stadtdechant hatte dessen Idee nach dem Zweiten Weltkrieg aufgegriffen und sie erstmals 1950 von Paris nach Köln gebracht. Seither wird der Aschermittwoch der Künstler auch hierzulande gefeiert.
Mit dem Aschermittwoch beginnt in den christlichen Kirchen die siebenwöchige Fastenzeit bis Ostern. Sie erinnert an die 40 Tage, die Jesus vor seinem Tod fastend und betend in der Wüste verbrachte. In der katholischen Kirche werden an diesem Tag seit altersher die Palmzweige des Vorjahres verbrannt. Aus der so gewonnenen und gesegneten Asche zeichnen Priester den Gläubigen ein Aschenkreuz auf die Stirn. Es soll die Menschen an ihre Vergänglichkeit erinnern und sie zur Umkehr aufrufen. Dazu spricht der Priester die Worte „Gedenke Mensch, dass Du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“. (dw)
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