FRANKFURT, 18.10.2021

Sach mal – Sachbuchtage bei Open Books im Haus am Dom

Bei den Open Books dreht sich vom 20. bis 23. Oktober alles – klar – ums Lesen. Im Haus am Dom präsentieren Autorinnen und Autoren druckfrische Sachbücher und diskutieren mit dem Publikum.

Wie verändert sich das eigene Denken, wenn man sich ein halbes Jahr ausschließlich aus rechten Medien informiert? Welche Bilanz zieht Deutschland nach 16 Jahren Angela Merkel? Und wie kann es Überlebenden rechter Gewalt gelingen, das Schweigen zu brechen? Große Denker und religiöse Krieger, Europäer und Rassisten, Superreiche und Abgezockte – um all sie geht es ab Mittwoch, 20. Oktober, beim Lesefest „Open Books“ im Haus am Dom, einem von elf Veranstaltungsorten des viertägigen Lesefestes. Im Herzen der Frankfurter Altstadt, Domplatz 3,  werden diesmal schwerpunktmäßig Sachbücher vorgestellt.

Der Eintritt ist frei, für alle Veranstaltungen sind personalisierte Tickets erforderlich, die vorab gebucht werden müssen. Sie sind erhältlich unter www.openbooks-frankfurt.de. Dort gibt es auch weitere Informationen zum Gesamtprogramm, den anderen Veranstaltungsorten sowie den Autorinnen und Autoren.

Folgende Bücher werden im Haus am Dom vorgestellt:

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Mi, 20. Oktober 16:00 Uhr - Annika Brockschmidt „Amerikas Gotteskrieger. Wie die Religiöse Rechte die Demokratie gefährdet“

Präsident Trump lässt sich im Oval Office von evangelikalen Funktionären die Hand auflegen, seine spirituelle Beraterin ist eine radikale Fernsehpfarrerin. Fundamentalistische, weiße Christen waren entscheidend für seinen Wahlsieg 2016 und werden ein Faktor in der amerikanischen Politik bleiben. Ihr religiöses Sendungsbewusstsein verbindet sich mit «White-Supremacy»-Gesinnung und Hass auf alles Staatliche. Doch wer genau sind diese Leute?

Annika Brockschmidt erläutert das Spektrum der christlichen Rechten in den USA und warum ihre Anhänger glauben, dass sie sich im Krieg gegen satanische Mächte befinden und individueller Reichtum Ausdruck von göttlicher Erwähltheit ist. Sie analysiert den wachsenden Erfolg der „Televangelists“ und zeigt die Wurzeln der Bewegung ebenso auf wie die Verbindungen zum Kabinett Trump.

  • Moderation: Isabella Caldart

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Mi, 20. Oktober 18:00 Uhr - Herfried Münkler „Marx, Wagner, Nietzsche – Welt im Umbruch“

Marx, Wagner, Nietzsche – diese drei Denker haben das 19. wie das 20. Jahrhundert tief beeinflusst. Als Zeitgenossen, die sich wechselseitig mit Verehrung, Ablehnung oder Ignoranz gegenüberstanden, prägten sie eine Zeit von enormer wissenschaftlicher Vielfalt und gesellschaftlicher Dynamik. Ihre Antagonismen und Widersprüche führen ins Herz der deutschen Entwicklung.

Herfried Münkler folgt diesen drei faszinierenden Gestalten und ruft damit eine ganze Epoche wach. Er schildert die verblüffenden Parallelen im Leben von Marx und Wagner: die Beteiligung an der 1848er-Revolution, Flucht, Vertreibung und Exil, vielerlei Wirren und dann doch das Schaffen eines überragenden Werkes, die Bildung einer großen Anhängerschaft und die schwierige Verantwortung für das, was diese Anhängerschaft aus den Entwürfen gemacht hat. Nietzsche, der etwas Jüngere, ist dann ein philosophisches Ereignis, wie Marx prägt er Generationen. Alle drei sprengen die Konventionen der bürgerlichen Welt, erschaffen Neues – das aber dann zu einer anderen, unerwarteten Wirklichkeit wird: Das so vielversprechende, reiche deutsche 19. Jahrhundert geht über ins Zeitalter der Extreme, der politischen Katastrophen. Ein aufregendes Buch über drei große Denker, die Signatur der modernen Welt und, nicht zuletzt, die Mentalität der Deutschen.

  • Moderation: Jens Bisky

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Mi, 20. Oktober 20:00 Uhr - Christian Wiese über Joseph Klausner „Jesus von Nazareth. Seine Zeit, sein Leben und seine Lehre“

1930 veröffentlichte der aus Russland stammende jüdische Gelehrte im Jüdischen Verlag sein Buch über Jesus von Nazareth. Er hatte das Buch in den Jahren zuvor in Jerusalem verfasst, um Jesus als Juden zu zeigen und eine Erklärung dafür zu finden, dass „Israel als Volk“ das aus dem Judentum entstandene Christentum „mit aller Macht zurückgestoßen“ habe. 1919 war der Zionist Joseph Klausner nach Palästina ausgewandert und lehrte an der 1925 neu eröffneten Hebräischen Universität in Jerusalem hebräische Literatur. Er deutet aus nationaljüdischer Perspektive Jesus als zwiespältige Gestalt: als eng mit Palästina verbundenen „Nationaljuden“, dessen sittliche Botschaft auch für die moderne zionistische Geschichte von Bedeutung sei, und als Propheten, dem „das politische Verständnis und die Gabe der nationalen Tröstung und Aufrichtung“ fehlte und aus dessen Lehre sich daher eine „unjüdische“ Religion entwickeln konnte.

Dieses Buch sorgte über Jahrzehnte für Kontroversen zwischen jüdischen wie christlichen Zeitgenossen. Es birgt ein spannendes Kapitel jüdisch-christlicher Zeitgeschichte. In seinem Nachwort zeigt der Herausgeber Christian Wiese, Inhaber der Martin Buber-Professur an der Goethe-Universität in Frankfurt, Klausners Werk in den religionsgeschichtlichen Debatten über die neutestamentliche Zeitgeschichte und das Verhältnis von Judentum und Christentum angesichts der einen entscheidenden Frage nach Jesus als Jude und Begründer der christlichen Religion.

  • Moderation: Joachim Valentin

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Do, 21. Oktober 18:00 Uhr - Aladin El-Mafaalani „Wozu Rassismus? Von der Erfindung der Menschenrassen bis zum rassismuskritischen Widerstand“

Aladin El-Mafaalani gibt einen Überblick zum Thema Rassismus, über die Begriffsverständnisse, die Geschichte und die Gegenwart. Dabei werden die jüngsten Entwicklungen und Diskurse unter die Lupe genommen und eingeordnet. Wie definiert man Rassismus, wann ist er entstanden, wie hat er sich bis heute gewandelt? Woran kann man erkennen, ob eine Handlung oder eine Aussage rassistisch ist? Was ist der Unterschied zwischen strukturellem und institutionellem Rassismus – und warum sollte man das wissen? Wie wird Rassismus von Betroffenen wahrgenommen? Welche Verantwortung haben pädagogische Institutionen?

Aladin El-Mafaalani forscht seit mehr als zehn Jahren über Rassismus, Diskriminierung und soziale Ungleichheit und fasst nun den Stand der Diskussion allgemeinverständlich zusammen.

  • Moderation: Helga Frese-Resch

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Do, 21. Oktober 20:00 Uhr - Ralph Bollmann „Angela Merkel. Die Kanzlerin und ihre Zeit“ / Peter Zudeick „Verbrandt, verkohlt und ausgemerkelt. Vom Ende deutscher Kanzlerschaften“

Sechzehn Jahre war Angela Merkel Bundeskanzlerin – Zeit für eine Analyse und Rückschau. Bei OPEN BOOKS diskutieren Ralph Bollmann („Angela Merkel. Die Kanzlerin und ihre Zeit“, C.H. Beck) und Peter Zudeick („Verbrandt, verkohlt und ausgemerkelt. Vom Ende deutscher Kanzlerschaften“, Westend) über die Ära Merkel und das politische und persönliche Vermächtnis der ersten deutschen Kanzlerin.

Satirisch zugespitzt und detailgetreu biographisch richten Zudeick und Bollmann gegensätzliche Blicke auf die Regierungszeit Merkels. Mit F.A.Z.-Politikredakteur Reinhard Müller sprechen sie unter anderem über große Krisen, kleine Geschichten und die ikonische Raute.

  • Moderation: Reinhard Müller (F.A.Z.)

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Fr, 22. Oktober 18:00 Uhr - Hans Demmel  „Anderswelt. Ein Selbstversuch mit rechten Medien“

Wie verändert sich das eigene Denken, wenn man sich ein halbes Jahr ausschließlich aus rechten Medien informiert?

Der Nachrichtenjournalist Hans Demmel und der TV-Journalist Friedrich Küppersbusch analysieren in Anderswelt die Wirkungsweise rechter Medien wie Tichys Einblick, KenFM, Compact und Junge Freiheit, deren Websites und Youtube-Kanälen. In einem »Selbstversuch« hat sich Hans Demmel ein halbes Jahr ausschließlich die Lektüre und die Videos dieser Publikationen verordnet, Tagebuch geführt und den Einfluss auf sein Denken festgehalten. Aus einer Mischung von Dokumentation, Reportage und Interviews entsteht ein Einblick in eine Szene, die in ihrem Gefährdungspotential für die Demokratie nicht nur unbekannt ist, sondern sträflich unterschätzt wird.

  • Moderation: Moritz Hürtgen (Titanic)

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Fr, 22. Oktober 20:00 Uhr - Claus Leggewie / Ireneusz Paweł Karolewski „Die Visegrád-Connection. Eine Herausforderung für Europa“

Als sich am 15. Februar 1991 die Staatsoberhäupter von Ungarn, Polen und der damaligen Tschechoslowakischen Republik in Visegrád auf dem Königsberg treffen, ahnt niemand, welche Macht von dieser Verbindung drei Jahrzehnte später ausgehen könnte. Heute haben sich in diesen Staaten oligarchische und autokratische Tendenzen festgesetzt, und auf EU-Ebene ist das Bündnis, teilweise in Kooperation mit Österreich und Slowenien, ein zentraler Akteur.

Claus Leggewie und Ireneusz Paweł Karolewski fragen, welche historischen Ursachen es für diese Entwicklung gibt, was die EU versäumt hat und wie sie der Aushöhlung der Demokratie durch diese Binnenopposition begegnen kann.

  • Moderation: Lena Luczak

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Sa, 23. Oktober 16:00 Uhr - Christoph Butterwegge „Kinder der Ungleichheit. Wie sich die Gesellschaft ihrer Zukunft beraubt“

Wie nie zuvor ist die junge Generation sozial tief zerrissen: Während Kinder aus wohlhabenden, reichen und hyperreichen Familien materielle Sicherheit genießen und eine Führungsposition in der globalisierten Wirtschaftswelt erreichen können, bleiben diese Chancen den Gleichaltrigen aus sozial benachteiligten Familien versagt.

Die Sozialwissenschaftlerin Carolin Butterwegge und der Ungleichheitsforscher Christoph Butterwegge leisten mit ihrem ersten gemeinsamen Buch einen Beitrag zur Beendigung dieser Entwicklung. Sie zeigen das Spektrum der Kinderungleichheit, ergründen die Ursachen und schlagen Gegenmaßnahmen vor. Denn wenn ein Großteil der »Generation Corona« abgehängt wird, geht es mit der ganzen Gesellschaft bergab.

  • Moderation: Christoph Schäfer (F.A.Z.)

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Sa, 23. Oktober 18:00 Uhr - Oliver Schröm „Die Cum-Ex-Files. Der Raubzug der Banker, Anwälte und Superreichen und wie ich ihnen auf die Spur kam“

Es ist der größte Diebstahl von Steuergeldern in der Geschichte Europas: Allein in Deutschland raubten Banker, Anwälte und Anleger 31,8 Milliarden Euro aus der Staatskasse. Der Trick: Schwerreiche Investoren ließen sich Steuern erstatten, die sie gar nicht bezahlt hatten. Bis heute gelingt es der Politik nicht, diesem Raubzug einen Riegel vorzuschieben. Warum?

Oliver Schröm war 2018 maßgeblich an der Aufdeckung des Skandals beteiligt. Zuletzt enthüllte er die Verstrickungen von SPD-Politikern wie Olaf Scholz in die Cum-Ex-Affäre von Deutschlands größter Privatbank. In seinem Buch gewährt er einen exklusiven Einblick in seine oft abenteuerlichen Recherchen, bei denen er selbst vom Jäger zum Gejagten wurde. Und er präsentiert neue Erkenntnisse.

  • Moderation: Christof Blome

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Sa, 23. Oktober 20:00 Uhr - Esther Dischereit „Hab keine Angst, erzähl alles! Das Attentat von Halle und die Stimmen der Überlebenden“

Zahlreiche Überlebende und Angehörige der Opfer der Mordanschläge von Halle am 9. Oktober 2019 wollen sich mit diesem Buch Gehör verschaffen. Während des Prozesses haben sich viele Betroffene und ihre Anwälte zu Wort gemeldet und in bewegenden, außergewöhnlichen Texten und Reden ihrem Schmerz und ihrem Zorn Ausdruck verliehen; und sind den Fragen nach Solidarität und Zusammenhalt in einer vielfältigen Gesellschaft nachgegangen.

Eine Auswahl dieser und weiterer Texte hat Esther Dischereit in Zusammenarbeit mit den Autorinnen und Autoren zusammengestellt. Daraus entsteht eine beeindruckende Dokumentation des Anschlags mit besonderem Augenmerk auf die juristische und öffentliche Verarbeitung sowie das Erleben der Betroffenen.

Bei OPEN BOOKS stellt Dischereit das Buch zusammen mit İsmet Tekin vor, der zu den Überlebenden des Anschlags zählt.

  • Moderation: Pitt von Bebenburg (FR)

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Leider entfallen müssen „Der Fall Julian Assange. Geschichte einer Verfolgung“ von Nils Melzer (Do, 21. Oktober 16:00 Uhr) und „Mein Kalifat. Ein geheimes Tagebuch, wie ich das Abendland islamisierte und die Deutschen zu besseren Menschen machte“ von Hasnain Kazim (Fr, 22. Oktober 16:00 Uhr).

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