FRANKFURT

Orientierung in unsicheren Zeiten

Die Krisen, welche die Welt derzeit überziehen, sind Großteils selbst- oder mitverschuldet. Sie wären in ihren Folgen weniger gravierend, wenn wir diese Risiken viel früher in den Blick nehmen und auch handeln.

Soirée am Dom, Vortrag

Orientierung in unsicheren Zeiten

Vorschläge für ein nachhaltiges Risikomanagement.

Do 11. Mai 2023, 19–21 Uhr

Mit normalen Risiken sollte jedes Unternehmen umgehen können, wie auch Einzelpersonen bei der Geldanlage ein breites Portfolio anlegen, um Einzelrisiken auszugleichen. Es sind berechenbare Risiken und im Risikomanagement der Finanzinstitute gibt es dafür digitale Programme, die mit entsprechenden Parametern ausgestattet sind.

Doch schon hier taucht das Problem einer auf die einzelne Disziplin beschränkten  Sichtweise auf. Ganz anders sieht es bei systemischen Krisen aus, wie beispielsweise bei der Finanzkrise von 2008ff. Sie hat gezeigt, dass all die ausgetüftelten Produkte das Gesamtsystem bedrohten und die Staaten mit vorher unvorstellbaren monetären Maßnahmen das Finanzsystem stützen mussten, um noch größere Schäden für die Realwirtschaft und die Gesellschaft abzuwenden. Man denke nur an die Weltwirtschaftskrise 1930ff.

Während die Politik aus der vorangegangen Krise „gelernt“ hat, gibt es Systemrisiken in anderen Bereichen, mit denen die Staatenlenker anfangs völlig überfordert waren. Die Sars Cov2 /Corona-Pandemie ist dafür ein Beispiel, auch wenn es auch hier zuvor Warnungen von Biologen und Medizinern gab. Sie war eine systemische Krise, die nicht einfach auf das Gesundheitssystem beschränkt war, sondern alle Bereiche der Gesellschaft betraf. Hat die Weltgesellschaft daraus gelernt?

Systemische Risiken sind existenzbedrohend und müssen transdisziplinär verstanden und frühzeitig eingedämmt bzw. bekämpft werden. Selbst ein exzellent zusammengestellte Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Politikern ist überfordert, weil es zu viele unterschiedliche Interessen gibt, die zuweilen auch starken Blockademacht ausgestattet sind.

Der dramatische Verlust der Arten (6.Massenaussterben der Erdgeschichte) und der sich beschleunigende Klimawandel bedrohen unsere Lebensgrundlagen und dennoch gibt es nicht genügend gemeinsames Handeln auf globaler und nationaler Ebene. Für die Reichen und Mächtigen scheinen die Dürren, Fluten, Stürme eher ein versicherungstechnisches Problem zu sein, vom Elend der am stärksten betroffenen Länder mal ganz abgesehen. Allein die Ökosystemdienstleistungen übersteigen das jährliche BIP (global wie national) um das 1,5 bis 2fache. Wem das als Handlungsgrund nicht genügt, dem hilft nur die Verdrängung und Verleugnung. Oder man schiebt es lieber auf andere, ehe man aus aufgeklärtem Eigeninteresse ambitioniert die Probleme angeht – individuell, gruppenbezogen, national oder global. Man ist blind für die Chancen von echtem Schutz von Ökosystemen und dem Klima. Intakte Ökosysteme sind die wirksamsten Mittel gegen die Folgen des Klimawandels.

Und was kann ich und was können wir dagegen tun? Vielleicht mehr als wir denken.

Prof. Dr. Ortwin Renn hat das IASS in Potsdam wissenschaftlich geführt, welches nach seiner Emeritierung im Januar 2023 als Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam firmiert. Transdisziplinäres Denken und Methoden zur Erforschung von Nachhaltigkeitsrisiken flossen in die Politikberatung ein.

  • Prof. Dr. Ortwin Renn, wissenschaftlicher Direktor am Institut für Transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) in Potsdam

5€/4€, Tickets über unser Ticketsystem

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