FRANKFURT, 23.05.2024
Stadt, Land – und die Sehnsucht, die dazwischen liegt
Was haben das Freilichtmuseum Hessenpark, in dem das hessische Dorfleben der vergangenen Jahrhunderte lebendig wird, und das in der Innenstadt Frankfurts liegende Haus am Dom gemeinsam? Mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Das wird in einer gemeinsamen Ausstellung deutlich, die am Freitag, 24. Mai, 18 Uhr, im Haus am Dom eröffnet wird. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Freilichtmuseums Hessenpark haben Studierenden der European School of Design Frankfurt unter Leitung der Künstlerin und Dozentin Sandra Mann Menschen aus Hessen auf dem Museumsgelände mit über 100 wiedererrichteten Gebäuden aus dem 17. Jahrhundert bis in die 1990er-Jahre portraitiert. Das Projekt wurde durch das Freilichtmuseum Hessenpark initiiert und durch die wissenschaftliche Volontärin Stephanie Reimann geleitet, dort heißt die Ausstellung Titel „Gesichter aus Hessen“. Im Haus am Dom hängen andere Aufnahmen der gleichen Portraitierten, so dass sich ein sich gegenseitig ergänzendes Bild ergibt. Unter dem Titel „Hessen als Heimat“ hängen die Aufnahmen in Frankfurt bis zum 18. August, im Hessenpark läuft die Ausstellung bis 8. Dezember.
„Beide Ausstellungen vereinen in dieser Kooperation Stadt und Land“, erklärt die Frankfurter Künstlerin Sandra Mann, die 2021 mit der Goetheplakette der Stadt geehrt wurde – und die sich auch selbst als Brückenbauerin zwischen den Lebensräumen versteht. Bei der Umsetzung hätten die Studierenden insbesondere darauf geachtet, bestehende Stadt-Land-Klischees zu konterkarieren und den Blick auf das Miteinander und auf Toleranz für Diversität zu lenken, sagt Mann: „Die Fotoproduktionen selbst fördern den Austausch und die Zusammenarbeit von Menschen verschiedener Herkunft und Bildung, mit verschiedenen Berufen, Hobbies und Lebensstilen. Die Studierenden verbinden ruralen und urbanen Raum, irritieren und verwerfen vorhandene Denkmuster. Sie schaffen neue Bilder von Stadt- und Landbevölkerung, vielleicht von einer Welt, die diese Bezeichnungen nicht benötigt, die ohne Kategorisierungen auskommt.“
Kulturelle Unterschiede aushalten
Zu sehen sind Fotografien von Zoë Ahlf, Mehdi Ryad Benghebrid, Kristina Bräutigam, Finn Sarah Haas, Leoni Hirsch und Oliwia Wrobel, Studierende der European School of Design und in Zusammenarbeit mit Sandra Meyer, Paula Kaufmann und Frederike Wollmann, Visagistinnen der Make-Up-Artist School by Ursula Haas.
„Wir sind ein städtisches Diskurshaus, keine Frage“, sagt Studienleiterin Dewi Suharjanto, städtische Schnittstelle der Doppelausstellung. „Unserer Erfahrung nach haben Städte die Aufgabe, kulturelle Unterschiede auszuhalten – oder, so zeigen es unsere Straßenfeste, mit bürgerlichem Interesse am ,Anderen‘ zu feiern.“ Urbane Nischen, Communities, das seien städtische Phänomene: „Sie leben von der Unübersichtlichkeit der Metropole und der sanften Anonymität, die Signum von Städten sind. Die Bilder der Studierenden zeigen Menschen, die Hessen als ihre Heimat sehen – aus der Sicht junger Städter:innen. Und verraten viel über den Hessenpark als bildstarken Sehnsuchtsort.“
Ein fruchtbarer Dialog
Hessenpark-Museumsleiter Jens Scheller freut sich über die beiden Ausstellungen und die Kooperation mit dem Haus am Dom: „Sowohl ,Gesichter aus Hessen‘ als auch ,Hessen als Heimat‘ zeigen zwar die gleichen Porträtierten, allerdings in unterschiedlichen Perspektiven. Somit entsteht ein fruchtbarer Dialog untereinander.“
Die Ausstellung „Hessen als Heimat“ ist im Haus am Dom (Domplatz 3, Frankfurt) zu sehen vom 25. Mai bis 18. August. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag 9 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 17 Uhr, bei Abendveranstaltungen auch länger. Der Eintritt ist frei. Sie wird eröffnet mit einer Vernissage und Podiumsdiskussion am Freitag, 24. Mai 2024, 18 bis 19.30 Uhr. Fotografin Sandra Mann, Hessenpark-Leiter Jens Scheller sowie der Frankfurter Grünen-Politiker Olaf Cunitz diskutieren über die Kluft zwischen Stadt- und Landbevölkerung, Akademie-Studienleiterin Dewi Suharjanto moderiert. Der Eintritt zur Vernissage ist ebenfalls frei.
Im Hessenpark ist die Ausstellung bis 8. Dezember zu sehen, weitere Informationen gibt es hier: https://www.hessenpark.de/unser-jubilaeumsjahr-2024.